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• M B - Brasiliana USP

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strichcn gleich, er ist überall düstcr, chweigsam, in sich gckehrt und auf eine<br />

gewisse würdevollc Ualtung bedacht*<br />

Fur die Bakairí treffen diese Prádikate in kciner Woi-o zu, sie waren<br />

heiter, redselig und zutraulich, wie ich sie in ihrem Verkehr untereinander beobachtetc,<br />

und wie sie sich mir allein gegcnüber gaben. Ich werde die Beispiele<br />

dafür nicht schuldig bltiben, ich habe in diesem Dorfe fast ebenso viel gelacht<br />

und lachen gehõrt ais unter den Kokospalmen von Samoa und Tonga. Es ist<br />

richtig, das Tcmpcrament ist weniger beweglich und die ganze Lebensauffassung<br />

weniger sonnig ais bei den Kindern der Sudsee, die Madchen tanzen nicht im<br />

Mondschein und die Manner singen nicht auf der Kanufahrt; lei-liter wird Scheu<br />

und Misstrauon gewcckt, aber von alledem ist es ein weiter Weg zu der Schwer<br />

mut und Verschlossenheit, die dem Indianer, ais ob es zwischen Bciin^s- und<br />

Magalhãesstrasse nur eine einzige Familie gabe, ebenso wie das schwarze Ross<br />

haar und die mongolischen Augen, dem An-chein nach ein für alie Mal zugesprochen<br />

werden sollen.<br />

Das «Dorf* war sehr klein, es bestand aus zwei grossen runden Hauscrn,<br />

in deren jedem mehrere Familien wohnten, und einem kleinen, leeren, etwas<br />

baufàlligen oblongen Hause, in dem ich meine Residenz auFrlilug. Zwischen<br />

den Hàusern erstreckte sich die «taséra*. ein freier Platz, wo einige Gerüste<br />

standen, um das weisse, auf Matten ausgebreitete Mandiokamehl zu trocknen, wo<br />

in der Mitte ein langer dünner Sitzbalken lag und nach dem Rande zu etliche<br />

Baumwollstauden, Orléansstràucher (Bixa Orellana) und Ricinuspflanzen wuchsen.<br />

Ringsum waren zahlreiche Obstbàume angepflanzt, Bakayuvapalmen (Acrocomia),<br />

Mangaven (Hancornia speciosa), Fruta de lobo (Solanum lycocarpum), und eine<br />

Art AUee von stattlichen Pikí-Bàumen (Caryocar butyrosum). Nach Osten führte<br />

ein Weg zum «Hafen* über den nahebei befindlichen Bach hinüber, nach Nordosten<br />

ein breiter Pfad durch hohes Sapé-Gras, mit dem die Háuser gedeckt<br />

werden, zu der unterhalb gelegenen Stromschnelle, nach Süden ein Pfad zu der<br />

Mandioka-Pflanzung, und überall trat hoher Wald dicht an die besiedelte und<br />

bepflanzte Lichtung heran.<br />

Die Gemeinde zàhlte 9 Mànner, 7 Frauen, 5 Kinder. Die Namen der<br />

Mánner waren: Tumayaua, der Háuptling, unser Führer, dem in erster Linie<br />

dio Sorgc um die Pflanzung oblag (Tafel 6), Paleko, sein Yater, ein reizender<br />

alter Herr, mit dem ich enge Freundschaft schloss und der an seinem Lebensabend<br />

Kòrbe und Reusen flocht, Alakuai, der pfiffige Zimmermann und Kanubatier,<br />

Awia, der Maler, Yapü, der Dicke, Kalawaku, der Bescheidene<br />

und die jungen Mánner Kulekule, Luchu (Tafel 6) und Pauhaga. FLs<br />

unter ihnen einigen Tagen noch ein paar Besucher aus dem zweiten Dorf hinzu,<br />

kamen nach Einer, dessen Eltern früh gestorben waren, der deshalb — keinen<br />

Namen hatte.<br />

Namen der Frauen waren nicht zu erfahren: «pekóto ura* lautete regelmassig<br />

die Antwoit «ich bin eine Frau*. So musste ich hier meine eigenen Be-

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