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• M B - Brasiliana USP

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— 190 —<br />

ais Tãtowierung je eine Linie oder Doppellinie, die den innern Konturen der Schulterblátter<br />

folgten, bald ais stumpfe oder annáhernd rechte Winkel, die ihre Scheitel der<br />

Wirbelsáule zukehrten, bald ais Bogenstücke — ein Muster, das nun in die Kunst<br />

der Mehinakú übergegangen ist und aussen auf den Boden der grossen Tõpfe erscheint,<br />

vgl. Tafel 15. Die Frauen trugen entweder auf dem Oberarm, oder um<br />

das Handgelenk, oder auf dem Oberschenkel zwei, auch drei horizontale Bogenlinien,<br />

die den vordern Teil des Gliedes umspannten, also Halbkreise darstellten.<br />

Die Tãtowierung leistet im Allgemeinen noch nichts ais einfache Linien und<br />

verrãt noch ihren Ursprung aus dem ungeschickten Wundkratzen mit dem Fischzahn.<br />

In diesem Sinne ist die umstehende Abbildung einer wie tátowiert<br />

erscheinenden, aber nur medizinisch geritzten Kamayuráfrau merkwürdig. Die<br />

Kamayurá hatten keine Tãtowierung, dagegen waren Hánde und Arme vielfach<br />

eng liniirt mit Ritznarben des Wundkratzers.<br />

Allein schon diente die Tãtowierung bewusster Auszeichnung. Sie kennzeichnete<br />

Mãnner und Frauen der Háuptlingsfamilien, die eben nicht wie der<br />

Bakairí Felipe in der Lage waren, Galons zu tragen; man sorgte für diese<br />

Unterscheidung schon bei den kleinen Kindern. So liefert sie hier zunáchst ein<br />

Unterscheidungszeichen innerhalb des Stammes, das aber im Lauf der Zeit wie<br />

jedes Rangabzeichen der Verallgemeinerung verfallen wird. Schon gelüstete es<br />

einzelne Bakairí- und Nahuquá-Aristokraten, sich um die fremde Auszeichnung zu<br />

bewerben. Die Nahuquá hatten mehrere Mehinakúfrauen mit Tãtowierung. Ich traf<br />

bei den Mehinakú einen Kamayurá zu Besuch und dieser trug auf dem Arm charakteristischer<br />

Weise, aufgemalt freilich und nicht tátowiert, die beiden Tátowierlinien der<br />

Mehinakúfrauen. Ich glaube, kann es aber nicht behaupten und beweisen, dass hier<br />

ein Zusammenhang mit dem System des Matriachats vorliegt. Die Sõhne gehõren<br />

nach indianischer Vorstellung zum Stamm der Mutter und in jedem Fali verkehren<br />

sie unter friedlichen Verhãltnissen in dem Stammdorf der Mutter. Sicher ist es,<br />

dass die Mehinakúweiber und die Mehinakútópfe ihren Heimatsstempel trugen.<br />

II. Sexualia.<br />

Die Vorrichtungen bei Mánnern und Frauen sind keine Hüllen. Schutz der Schleimhaut und sein<br />

Nutzen bei eintretender Geschlechtsreife. Ursprung aber bei den Frauen ais Verband und Pelotte,<br />

bei den Mãnnern ais gymnastische Behandlung der Phimose.<br />

Unsere Eingeborenen haben keine geheimen Kõrperteile. Sie scherzen über<br />

sie in Wort und Bild mit voller Unbefangenheit, sodass es thõricht wáre, sie deshalb<br />

unanstãndig zu nennen. Sie beneiden uns um unsere Kleidung ais um einen<br />

wertvollen Schmuck, sie legen ihn an und tragen ihn in unserer Gesellschaft mit<br />

einer so gãnzlichen Nichtachtung unserer einfachsten Regeln und einer so gãnzhchen<br />

Verkennung aller diesen gewidmeten Vorrichtungen, dass ihre paradiesische<br />

Ahnungslosigkeit auf das Auffãlligste bewiesen wird. Einige von ihnen begehen

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