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• M B - Brasiliana USP

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Es waren mci-t kleine schmachtige Gestaltcn mit kleinen Knpfen, zurück<br />

ti (tendem Kinn und ha--lichen Gesichtern; unter den alten Weibern gab es<br />

wahre Prachtexemplarc von Hexcnmodellen. Die Frauen trugen teilweise dacheieckigc<br />

Uluri, tcibvei-c ein uns neues Garderobenstück, eine grauweisslichc<br />

Ba-tschlinge, die um die Hüftcn gozogcn war und -ich zu einer kleinen Rolle<br />

verdickte. Die Sprache crinnerte uns in ihrem Tonfall nicht wenig an die der<br />

Suyá, mit der sie den nõrgelndcn gequetschten Habitu- gemein hatte, und Hess<br />

sich durch den hàufigen Au-laut auf ts und durch das j von allen Kulisehuspraclien<br />

sofort unterscheiden.<br />

Es war mcrkwurdig, dass sich die Trumaí derart hatten ubcrraschen las-.cn.<br />

Wahrscheinlich hatten sie sich doch vor den Suyá, die ihre Dorfer gcplundert<br />

hatten, und vor uns gleichzeitig gcfluchtct. Ihre Spaher, die sich bei den<br />

Aueto, Yaulapiti und Kamayurá herumtrieben, waren wohl des dlaubcn- gewesen,<br />

dass wir von den Kamayurá aus nicht direkt zu den Anoto zurückkehren,<br />

sondem nach Schingú - Koblenz gehen wurden, um uns mit Perrot<br />

und Vogel, deren Fahrt ihnen bereits bckannt war, zu vereinigen und auf<br />

dem Fluss nach dem Auetòhafen zu gelangen. Das Lager der Flüchtigen<br />

bot einen Anblick der Unordnung und Ueberstürzung. Es waren im Ganzen<br />

etwa 50 Personen; zahlreiche Feuerchen brannten bei den braunen Hàngematten,<br />

Bündel aller Art lagen und hingen an den Báumen herum; die Schutzhütten der<br />

AuetÓ-Pflanzung blieben unbenutzt. Die Indianer waren zum Teil über die Kanále<br />

gckommen: eine kleine Klotille von Kanus war in dem sumpfigen Gewàsser<br />

nahebci aufgefahren, viele darunter in schlechtem Zustand und nur mit Fehinklumpen<br />

notdürftig verpappt.<br />

Die Beijús, die gefüllten Kürbisschalen und die Zigarren mussten bei diesem<br />

Empfang fehlen. Man brachte kleine Baumwollenknàuel herbei und vcrlangte<br />

Perlen. Leider hatten wir uns bei den Kamayurá so ziemlich ausgegcben und<br />

konnten daher nicht Yieles bieten. Dennoch erwarben wir mit den Resten, etlichen<br />

Messern und einigen Opfern von unserm persõnlichen Bcsitz eine kleine, nicht<br />

unansehnliche Sammlung. Die Leute hatten die für uns wichtigsten Sachen vor<br />

den Suyá gerettet und mitgeschleppt. Da fanden sich Federschmuck, Halsketten<br />

aus Steinperlen, ein Steinbeil, ais Belegstück wertvoll, da die übrigen Kulisehustamme<br />

ihre Steinbeile von den Trumaí erhalten, Wurfhõlzer, eine Keule, zehn<br />

Masken, Tanzkeulen, grosse F"lõten und verschiedene Kleinigkeiten. Wir vermisston<br />

zu unserm Erstaunen die grossen Pfeile mit langen spitzen Bambusstücken,<br />

die die Trumaí 1884 bei sich führten, von denen sie auf der Flucht eine Anzahl<br />

verloren und an denen wir bemerkt hatten, dass man sie für die Begegnung mit uns<br />

zugescharft hatte. Sie waren wohl im Kampf mit den Suya verschossen worden.<br />

Ich nutzte den Abend bei einem Kerzenstumpf schreibend móglichst aus,<br />

um ein Yokabular zu erhalten. Ein jüngerer HáupÜing zeigte sich sehr anstellig,<br />

nur schrie er in seinem Eifer mit seiner starken Stimme, ais ob ich stocktaub<br />

wãre. Neugierig hockten die Mánner in der Nahe, die Hexen waren um die

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