10.10.2013 Aufrufe

• M B - Brasiliana USP

• M B - Brasiliana USP

• M B - Brasiliana USP

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

- Si6 -<br />

im Osten von dem baruparu-Fluss (vgl. Seite 513) auf die Erde und gelangten<br />

an den S. Lourenço. Mehr habe ich nicht erfahren kõnnen. Clemente war<br />

hier ganz unbrauchbar, er selbst wusste nichts und legte sich nach seinen Kenntnissen<br />

von Brasilien jene Angaben so zurecht, dass die Bororó von Rio de Janeiro<br />

kámen. Soviel ich verstehen konnte, wohnten die Bororó seit der Zeit, dass<br />

sie den Himmel verlassen haben, an Quellflüssen des S. Lourenço und hat jene<br />

Herkunft aus dem Osten nichts mit Stammeswanderungen zu thun, sondem ist<br />

wieder nur das Ergebnis der sehr natürlichen Ueberlegung, dass die Sonne im<br />

Besitz der áltesten Leute war und dass die áltesten Leute deshalb auch dort<br />

gewõhnt haben, wo die Sonne herkommt.<br />

Moguyokuri è muito criança »ist das reine Kind«, erklãrte Clemente, der wisse<br />

nichts, und dem entsprach auch die Thatsache, dass der Háuptling seinen Grossvater,<br />

wie er mir angab, nicht mehr gekannt hatte. Ein uralter Greis, der wirklich<br />

über die Schõpfung der Weit etwas wisse — denn er habe das Nàhere noch<br />

von seinem Grossvater gehõrt, der selbst dabei gewesen sei — dieser<br />

kostbare Gewàhrsmann war unglücklicher Weise auf Jagd abwesend.<br />

Selbst die Auskunft über andere Stámme, mit denen die Bororó in Berührung<br />

standen, war áusserst mager und beschrãnkte sich auf einige Angaben<br />

über die Kayapó, die glatte, kurze, aber sehr starke und harte Bogen, ziemlich<br />

kleine Pfeile aus Tacoarasinha mit angenãhten Federn und zwei eisernen Widerhaken,<br />

sowie eine flãche, 1 m lange, an einer Schnur um den Hals getragene<br />

Keule aus Seribapalmholz von fischãhnlicher Form hatten.<br />

Doch gab es ausser ihnen noch merkwürdige Nachbarn in dem Stamm der<br />

Rarái, auch baredyeragúdo genannt. Man sieht sie nur zu zweien oder dreien,<br />

nur des Nachts; sie tragen Basttuch und sind schwárzlich, niemals von heller<br />

Hautfarbe. Es sind Affen. Sie haben Bororó an dem und dem Orte zu Boden<br />

geworfen und sind weggelaufen. Clemente — und das ist deshalb nicht wertlos,<br />

weil er genau die Angaben der Indianer selbst wiederholte — schwor Stein und<br />

Bein darauf, die Rarái seien Affen; Pfeile hatten sie nicht, sie griffen Steine<br />

oder Holz zum Werfen vom Boden auf und hatten namentlich auch garruchas,<br />

— »Pistolen«, wie sie die brasilischen Kameraden und deshalb auch die Neger<br />

und die flüchtigen Sklaven (vgl. z. B. unser Liebespaar Seite 23) ganz allgemein<br />

besassen. »Es sind Affen, und sie schiessen mit Pistolen?« »Ja, es sind Affen<br />

mit eisernen Pistolen.« Der Neger hat mithin die angenehme Wahl, ais ein<br />

Affe oder ais ein schwarzer Aasgeier zu gelten. Aber man muss es sich immer<br />

wieder vorhalten und klar machen, es giebt hier keine Grenze zwischen Mensch<br />

und Tier und auch der Besitz eines Kulturgeráts will nicht das Geringste besagen.<br />

Wenn die Affen Pistolen haben, so kann man doch nicht sagen, dass<br />

sie sie nicht haben.<br />

Sprache. Das bei den Bororó gesammelte linguistische Material, das<br />

vielleicht ausreichen wird, um wenigstens die wichtigsten grammatischen Umrisse<br />

festzulegen, ist noch nicht bearbeitet. Bisher habe ich auch keine sprachliche

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!