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• M B - Brasiliana USP

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Yerschiedenheiten und Uebereinstimmungen innerhalb derselben Sprachfamilie erzeugt<br />

haben; dass dabei aber trotz der Veránderungen eine wirkliche Stetigkeit<br />

vorgewaltet hat, geht aus der, zumal bei der Dürftigkeit unseres Materials, überraschend<br />

grossen Zahl guter Uebereinstimmungen hervor. Wo es mõglich ist,<br />

die Lautgesetze festzustellen, sehen wir dieselbe Sicherheit und Regelmássigkeit,<br />

wie wir sie bei unsern europáischen Sprachen finden. Wir kõnnen also nur auf<br />

einen trotz gelegentlicher Katastrophen geordneten Entwicklungsgang zurückschliessen.<br />

Schon die Jágerstámme müssen eine, wenn auch unregelmássigere Art<br />

der Sesshaftigkeit gehabt haben, um die práchtige Technik der Pfeile und Bogen<br />

zu erwerben, nur in dem friedlichen Dahinleben wáhrend Generationen kõnnen<br />

alsdann die Nutzpflanzen gewonnen sein, und es ist gar nicht nõtig, dass es immer<br />

grosse und máchtige Stámme gewesen sind, die einen Fortschritt hervorgebracht<br />

haben. Wir sehen an den Schingúleuten, dass der primitive Feldbau des Fischfangs<br />

und der Jagd schon deshalb bedarf, damit er sein Handwerkszeug erhált.<br />

Die Erkenntnis, die sich jetzt in Nordamerika durchringt, dass die ruhelosen Rotháute<br />

in weit grõsserem Umfang sesshaft gewesen sind, ais wir ihnen heute zutrauen<br />

sollten, dass diese wilden Jágerstámme zum Teil das Produkt der von uns<br />

herbeigeführten Umwálzung darstellen, steht in voller Uebereinstimmung mit den<br />

Schlüssen, zu denen wir durch die Erfahrungen am Schingú gedrángt werden.<br />

Es giebt für unsere Indianer — Verallgemeinerung liegt mir fern — noch<br />

einen tiefer liegenden und doch recht einfachen Grund, der das Nebeneinander<br />

von blutiger Jagd und stiller Bestellung des Bodens sehr wohl erklárt. Um es<br />

schroff auszudrücken: der Mann hat die Jagd betrieben und wàhrenddess die<br />

Frau den Feldbau erfunden. Die Frauen haben, wie in ganz Brasilien, ausschliesslich<br />

nicht nur die Zubereitung im Hause, sondem auch den Anbau der<br />

Mandioka in Hánden. Sie reinigen den Boden mit spitzen Hõlzern vom Unkraut,<br />

legen die Stengelstücke in die Erde, mit denen man die Mandioka verpflanzt und<br />

holen táglich ihren Bedarf, den sie in schwer bepackten Kiepen heimschleppen.<br />

Der Mann pflanzt dagegen den Tabak, den die Frau nicht gebraucht. Am<br />

Schingú hatte die Frau bereits ein kráftiges Wõrtlein mitzureden; in primitiveren<br />

Zustánden mag sie wirklich ein Last- und Arbeitstier gewesen sein, noch heute<br />

muss sie bei den meisten Festen und Tiertánzen der Mánner fern bleiben. Aber<br />

man überlege den Fali etwas nàher. Der Mann ist mutiger und gewandter, ihm<br />

gehõrt die Jagd und die Uebung der Waffen. Wo also Jagd und Fischfang noch<br />

eine wichtige Rolle spielen, muss, sofern überhaupt eine Arbeitsteilung eintritt, die<br />

Frau sich mit der Sorge um die Beschaffung der übrigen Lebensmittel, mit dem<br />

Transport und der Zubereitung bescháftigen. Die Teilung ist keine der Willkür,<br />

sondem eine der natürlichen Verhãltnisse, aber sie hat die nicht genug gewürdigte<br />

Folge, dass die Frau auf ihrem Arbeitsfelde ebenso gut eigene Kenntnisse<br />

erwirbt, wie der Mann auf dem seinen. Notwendig muss sich dies auf jeder<br />

niederen oder hõheren Stufe bewáhren. Zu der den Mandiokabau mit klugem<br />

Yerstándnis betreibenden Indianerin findet sich das Gegenstück bereits im reinen

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