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• M B - Brasiliana USP

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— 3i —<br />

der eigne Schatten that võllig denselben Dienst wie die Sonne selbst. Man kommt<br />

aber zu einer noch hõheren Stufe, cs gelingt leicht, eine konstante HimmoUrichtung<br />

wàhrend des Marsches einzuhalten, auch ohne dass man sich die bestimmtc<br />

Frage nach der Zeit vorlegt, indem man nur vom ersten Augenblick<br />

an die Schattcnlinien beobachtet und dann im Stillen an ihrer fortwàhrenden, vom<br />

Gang der Sonne abhàngigen Yerschiebung — anfangs bewusst, bei grõsserer<br />

Uebung unbewusst — weiterrechnet: will man z. B. nstlichc Richtung innehalten,<br />

so geht man bei Sonnenaufgang der Sonne entgegen und sorgt dafür, dass sich<br />

der links entstehende Winkel von Wegrichtung und Schattenlinie allmàhlig in dem<br />

Grade vergrõssert, ais sich die Sonne nach Norden bewegt. Diesem Winkel<br />

zwischcn Aufgang und Mittag, zwischen Mittag und Untergang das für den grob<br />

praktischen Zwcck ausreichende Mass zu geben, macht bei stetigem Marsch<br />

selbst einem Kulturmenschen, der sich ohne seine Instrumente elu ungeschickt<br />

anstcllt, keine grossen Schwicrigkeiten und weckt in ihm wcnigstcns die Alinung<br />

eines Verstãndnisses dafür, wie der von Jugend auf die Natur mit offcncn \ugen<br />

beobachtende líingeborenc die Uebung soweit gesteigert hat, dass wir ihm einen<br />

besonderen Tnstinkt* zuschreiben mochten.<br />

Ein solcher «Instinkt*, der auf sehr sicherm Wissen beruht, bildet sich auch<br />

fui die topographische Kenntnis des Terrains heraus: unsere beiden Autoritàten<br />

Vogcl, der nie im Sertão gewesen war, und Antônio, dem Geologie und<br />

Mathematik in gleicher Weíse fremd geblieben waren, hatten uber den Yerlauf<br />

der Chapadões und der Cabeceiras, von dem unsere Marschrichtung abhangen<br />

mussto, zuweilen recht vcrschiedene Ansichten und es kam dazu, dass sie eine<br />

Zeit lang cinander unfreundlich und damit auch falsch beurteilten.<br />

\ r ielleicht habe ich, der Beschwerden dos Weges, des DuiMos, der Monótona:<br />

dos Landschaftsbildes gedenkend, eine ungunstigero Meinung von dem Sertão der<br />

Trockcnzeit crweckt ais billig ist. So darf ich nicht untcrlassen auch einige<br />

Lichtpunkte zu zeigen. Da ist nun vor aliem hervorzuheben, dass die kühlen<br />

Nachlo und der Schlaf im Freien ungemein erfrischten, und dass man sich an<br />

jedem jungen Morgen wieder im Yollbesitz der leiblichen und geistigen Elastizitat<br />

befand; da ist nicht zu vergesson, dass man auch auf angestrengtem Marsch nicht<br />

schwitzte, weil die trockene Luft den Schweiss schon im Entstehen aufsog, und<br />

dass die Tage, an denen man mehrere Stunden hintereinander gar kein Wasser<br />

oder auf dem Grund eines hohen verstaubten Bambusdickichts nur eine salzigbittere<br />

Lache fand, zu den Ausnahmen gehõrten. Wie kõstlich waren auch —<br />

wcnigstcns so lange die Lasttiere noch nicht angelangt waren und die schwierige<br />

Passage noch keine Sorge machte — die etwa 10 Schritt breiten, tief eingeschnittenen,<br />

von überhàngendem Gezweig beschatteten Bachbetten, wo man unter<br />

der grünen Wolbung auf einer rõtlichen Sandsteinfliese an dem kristallklaren<br />

Wàsserchen sass, mit vollem Becher schõpfte, das Pfeifchen genoss und mit dem<br />

nackten Fuss plàtschernd die hurtigen, in ihren gestreiften Schwimmanzügen allerliebst<br />

aussehenden Lambaré-Fischchen aufscheuchte oder einen der handgrossen

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