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• M B - Brasiliana USP

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— i86 —<br />

Indianer hat sich so zugerichtet, um sich zu schmücken. Es ist Werkeltags-<br />

kleidung, nicht Sonntagsanzug.<br />

Die Frage lautet also: was ist denn der Nutzen des Anstreichens? Wie<br />

bekannt, und wie ich aus eigener Erfahrung langen Barfussgehens sehr gut weiss,<br />

kühlt der Schlamm; es ist áusserst angenehm in der Hitze, die Haut feucht zu<br />

erhalten. Er kühlt insbesondere gestochene Stellen, und er schützt die angestochenen<br />

vor den Moskitos, ob er nun rot, gelb, schwarz oder weiss sei.<br />

Ich kann nicht glauben, dass sich der Mensch immer, wenn er durch den Uferschlamm<br />

gewatet ist, darum besonders geschmückt erschienen ist; es mag auf<br />

anderm Boden, wo die Erdfarben seltener sind, ein Anderes sein. In unserm<br />

Gebiet hat jedenfalls die Annehmlichkeit für die Haut den Vorrang vor der für<br />

das Auge. Der Indianer hat den Schlamm durch Oel ersetzt; doch ein feinpulvriger<br />

Zusatz soll es konsistenter und klebriger machen, und dieser Zusatz ist<br />

ein Farbstoff, Russ und Urukúrot. Sicherlich gefãllt den Bakairí das Rot besser,<br />

da sie die Pflanze nicht zu hegen und zu pflegen brauchten, wenn der Russ<br />

ebenso schon wãre, und innerhalb dieser Grenze schmückt man sich auch beim<br />

Anstreichen. Mit Oelfarbe, je nachdem mit schwarzer oder roter, streicht sich<br />

der Eingeborene an, damit er die Haut in der Hitze angenehm geschmeidig<br />

erhãlt, und damit die Moskitos und Stechfliegen, die sich auf den Kõrper niederlassen,<br />

ankleben und zu Grunde gehen. Er zieht nicht auf die Jagd aus, ohne<br />

dass die liebende Gattin ihn namentlich an Brust und Rücken mit Oelfarbe bestrichen<br />

hat, er führt mit sich im Kanu, wie wir bei unsern Begleitern sahen, die<br />

kleine Oelkalebasse, um unterwegs den Ueberzug zu erneuern und tauscht morgens<br />

diesen Liebesdienst mit den Genossen aus. Nach einem Tage Rudern ist solch<br />

ein Rücken mit zahllosen schwarzen Kadaverchen bespickt, die durch ein Bad<br />

im Fluss rasch entfernt werden. Bei den Mehinakú sah ich auch eine Anzahl<br />

Frauen am ganzen Kõrper mit trockner Kohle geschwàrzt, die ihre gewõhnliche<br />

Arbeit eifrig verrichteten und aliem Anschein nach in keiner Weise daran gedacht<br />

hatten, sich herauszuputzen. Leider weiss ich aber nicht, zu welchem<br />

Zweck die Einreibung gemacht war, und vermute nur, dass es sich um hygienische<br />

Massregeln handelte.<br />

Nun will ich nicht etwa behaupten, Anstreichen und Musterbemalen seien<br />

haarscharf geschieden. Es ist dasselbe wie mit der Kleidung. Man trágt sie anders<br />

zur Arbeit und zum Fest. Wenn man sie durch bessere Stoffe, lebhaftere Farben,<br />

besonderen Schnitt schmückend gestaltet, so mõchte ich daraus nicht schliessen,<br />

dass die Kleidung von Haus aus nur Schmuck sei. Die Oelfarbe ist thatsáchlich<br />

die Kleidung des Indianers, wie er sie bedarf: ihr eigentlicher<br />

und áltester Zweck ist Schutz, nicht gegen die Kálte, sondem gegen die Wárme,<br />

gegen die Sprõdigkeit und bestimmte Arten ãusserer Insulte. Er hat nur eine<br />

Kleidung, die er mehr entbehren kann ais wir die unsere, die auch nicht die<br />

Nebeneigenschaft besitzt wie die unsere, zu verhüllen, und er ist deshalb nicht<br />

zu dem Schamgefühl gelangt, das wir besitzen, Wie unsere Kleidung nach Rück-

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