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• M B - Brasiliana USP

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— 120<br />

Auf dem Platz fanden sich eine Anzahl Lõcher in dem Boden, die aber<br />

nicht wie bei den Aueto ein Grab, sondem die Stelle bezeichneten, wo Mandioka-<br />

Wurzeln aufbewahrt wurden. Bei Gelegenheit dieser Auskunft erkundigten wir<br />

uns nach der Art und Weise, wie die Toten bestattet werden. Sie verstanden<br />

mich sofort, ais ich mich selbst wie tot auf den Boden legte, und gaben eine<br />

ausführliche mimische Darstellung ihrer Gebráuche.<br />

Sie waren immer bestrebt, uns über ihre Sitten zu belehren, nachdem sie<br />

unser Interesse daran wahrgenommen hatten, und auf dem Wege zum Baden<br />

machte mich Einer sogar mit dem Maraká-Gesang, dem Begleittext der Tanzrasselmusik,<br />

der Manitsauá-Indianer bekannt: „húmitá ya héuna hm hm".<br />

Am letzten Morgen erfuhr unsere Eintracht zum ersten Mal eine kleine<br />

Stõrung. Es fehlte eine noch halb gefüllte Büchse Kemmerich'schen Fleischmehls.<br />

Auch schien es, dass aus meiner Tasche einige Küchenmesser entwendet worden<br />

waren. Ehrenreich hatte man zwei Schnallen von einem Riemen abgeschnitten.<br />

Ich sah mich genõtigt, unserem Haus- und Gastwirt den Standpunkt klar zu<br />

machen und ihm meine Meinung, dass die Kamayurá nicht mehr so kúra und<br />

katú seien wie zu Anfang, in ernstem Ton auszudrücken. Man brachte uns<br />

mit demütiger Geberde Beijús, ich wies sie zurück. Die guten Kerle wurden sehr<br />

aufgeregt, schoben die Schuld auf einen Trumaí, der heimlich dagewesen sei, und<br />

brachten nach einer Weile wenigstens den verlorenen Kemmerich wieder.<br />

VII. Trumaí-Lager und Auetõ-Hafen.<br />

Vogel's Plan, Schingií-Koblenz zu besuchcn. Ueber die Yaulapiti zurück. Zusammentreffen mit den<br />

Trumaí. Studien mit Hindernissen. Arsenikdiebstahl. Die zerstõrten Trumaídõrfer. Zum Auetò­<br />

hafen. Namentausch. Kanus erworben. Dicbstáhle. Yanumakapü-Nahuquá. Abschied.<br />

Am 22. Oktober unternahm Vogel eine Bootfahrt auf der Kamayurá-Lagune,<br />

um zu untersuchen, ob sie mit dem Fluss in Verbindung stehe. Den Indianern*<br />

wurde ais Motiv angegeben, dass er fischen wolle. Nach vierstündiger Abwesenheit<br />

kehrte er zurück und hatte sich überzeugt, dass die Lagune nirgendwo in<br />

den Fluss übergehe. Es lag ihm sehr viel daran, erstens das Verháltnis von<br />

Kuluene und Kulisehu festzustellen und zweitens an der von uns im Jahre 1884<br />

passierten Vereinigungsstelle des von Westen kommenden Ronuro und des von<br />

Südost kommenden Flusses, der uns damals ais Kulisehu bezeichnet war, also in<br />

Schingú-Koblenz, eine Ortsbestimmung zu machen, um auf diese Weise den<br />

genauen Anschluss an die geographische Aufnahme der ersten Expedition zu<br />

erreichen. Es war die Stelle, wo die Trumaí erschienen, mit Mühe zur Landung<br />

bewogen wurden und in heller Flucht davongeeilt waren.<br />

Dass wir sámmtlich uns an dieser Rekognoszierungstour beteiligten, war<br />

nicht wünschenswert, weil es vor Aliem darauf ankam, die karg bemessenen<br />

Stunden zur Unterhaltung der Indianer zu verwerten, und weil keine grosse Aus-

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