10.10.2013 Aufrufe

• M B - Brasiliana USP

• M B - Brasiliana USP

• M B - Brasiliana USP

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

— 32 —<br />

azurblauen, in den Sonnenlichtern metallisch aufschimmernden Neoptolemos-Falter<br />

bei seinem Flug von Staude zu Staude beobachtete. Und so bescheiden die<br />

niedrigen Guariroba-Palmen mit ihren gewõhnlichen Blãttern waren, so elegant<br />

erschienen dem Auge schon aus weiter Ferne die mit mãchtiger Fãcherkrone<br />

aufragenden Buritis, die nicht nur wegen ihrer Schõnheit, sondem namentlich auch<br />

deshalb willkommen waren, weil sich bei ihrem Standort immer Wasser befindet.<br />

Gern würde ich auch den tropischen Früchten, die man in unserer Einõde<br />

billiger Weise im Ueberfluss antreffen sollte, ein Loblied singen, um das Konto<br />

der Annehmlichkeiten zu vermehren, aber es ist merkwürdig, man mag kommen,<br />

wann man will, es ist stets zu spàt oder zu früh für die Gaben Pomonas.<br />

Schon fast zu zãhlen waren die Früchte der Uakumá-Palmen, Cocos campestris,<br />

die uns zu Teil wurden, und deren gelboranges Fleisch einen klebrigen aprikosensüssen<br />

Saft besass; gewõhnlich hatte sie schon vor vollendeter Reife der Tapir<br />

gefressen. Nur sehr selten konnten wir uns an ein paar Mangaven, Hancornia<br />

speciosa, erquicken, und am allerseltensten war uns das Beste, die ãusserlich apfelàhnliche,<br />

»grossartig« schmeckende Frucht von Solanum lycocarpum, Fruta de<br />

lobo oder Wolfsfrucht des Sertanejo's beschieden, deren quellender Süssigkeit<br />

durch die schwarzen Kerne ein wenig zarte Bitterkeit beigemischt wurde. Dabei<br />

schritt in unserer Marschordnung der «indian file« Einer hinter dem Andern, und<br />

war die blosse Gelegenheit schon selten, so war noch viel seltener der Vordermann,<br />

der sie nicht für sich selbst voll ausnutzte. Ich, der ich doch meist an zweiter<br />

Stelle ging, glaubte schon recht zu kurz zu kommen, und bildete mir von dem<br />

sonst so lõblichen Antônio vor mir das Urteil, dass er Alies von reifen saftigen<br />

Früchten bemerke und Alies schleunigst in Selbstsucht geniesse; er kam, sah<br />

und saugte.<br />

Nun, und wenn sich wàhrend des Marsches die Summe der Lust und die<br />

der Unlust etwa die Wage hielten, so überwog auf dem »Pouso« jedenfalls das<br />

Vergnügen trotz der gelegentlichen Misère eines schlechten Platzes oder des<br />

Ungeziefers oder der vermissten Maultiere.<br />

Nachtlager und Küche. Auf Wasser, Weide und »Hàngemattenbàume«<br />

kam es an, wenn wir Quartier machten. Zum idealen Pouso gehõrte ein klarer<br />

Bach mit bequemem Zutritt für Tiere und Menschen, der auch an tieferen Stellen<br />

zwischen reinlichen Sandsteinplatten ein erfrischendes Bad gewàhrte, gehõrte<br />

ferner junges saftiges Gras in einer vom krüppeligen Kampwald umschlossenen<br />

Thalmulde, sodass die Esel nicht verlockt wurden, in die Ferne zu schweifen,<br />

gehõrte endlich ein Ufer, gut ventiliert, ohne fliegendes und kriechendes Ungeziefer<br />

und frei von Untergestrüpp mit schlanken Báumen in einem Abstand von 7 bis<br />

9 Schritt. Der absolut schlechte Pouso war in dürrer Grassteppe ein Stück<br />

Morast mit zwei oder drei dicht beieinander stehenden Buritípalmen, mit einer<br />

schwülen Pfütze und darüber summendem Moskitoschwarm; so schlimm aber kam<br />

es wenigstens auf dem Heimweg nur ganz ausnahmsweise.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!