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• M B - Brasiliana USP

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— 489 -<br />

schmale Bànder, in die Borsten vom Stachelschwein eingeflochtcn und die nach<br />

Art der Hosentràger, vgl. Abb. 141 und 129 ab Bru-t-chnure von beiden Geschlechtem<br />

getragen wurden, -owic Armbànder durch künstliche Verschlingung<br />

des Fadens zwischen zwei dünnen Stàbchen.<br />

Wie zierlich und nett die Mánner arbeiteten, fiel namentlich bei dem<br />

Herrichten der Pfeile auf. Da gab es so manche kleine Gcschicklichkeiten, die<br />

man nur zarten Frauenhànden zugetraut hátte. Dahin rechne ich besonders<br />

das Ausschmücken mit winzigen bunten Federchen, deren jedes Stück fur Stück<br />

auf den Boden gelegt und sorgfáltig zurechtgezupft wurde.<br />

Auch kann in einer Spinnstube nicht mehr geschwatzt und gelacht werden<br />

ais hier im Baitó. Gewiss war es wenig frauenhaft, wenn sich plõtzlich der<br />

Abwechslung halber zwei der Arbeiter erhoben und einen regelrechten Ringkampf<br />

aufführten, der von den Uebrigen mit grossem Interesse verfolgt wurde.<br />

Sie standen auf, rangen, warfen sich und nahmen ihre Arbeit wieder auf oder<br />

legten sich wieder zum dolce far niente nieder. Denn behaglich Faulenzcnde<br />

fehlten niemals; selten fehlte es auch, wáhrend die Frauen son-t fern blieben,<br />

an einem Liebespárchen, das unter einer gemeinsamen roten Decke lag und<br />

schàkerte. Niemand kümmerte sich darum, ausser einigen von gelinder Eifersucht<br />

geplagten Freunden, die augenblicklich von der gemeinsamen Geliebten<br />

vcrnachlassigt wurden und zufrieden sein mussten, neben dem Pàrchen zu sitzen<br />

und mit ihm zu plaudern.<br />

Zuweilen gab Dyapokuri eine Vorstellung. Man war weit davon entfernt,<br />

den Geistesschwachen, der nur lallen konnte, ais ein hõheres Wesen anzusehen.<br />

Mit Vorliebe stellte er den Zank der Weiber dar, indem er sich in den wütigsten<br />

Geberden erging und das gegenseitige Kratzen und Haarausreissen kràftig veranschaulichte.<br />

In fürchterliche Aufregung geriet er aber selbst, ab ein Soldat<br />

ihn wegen seines Auszugs zur Verfolgung der Kayapó (Seite 4001 hànselte und,<br />

einen Stock über der Schulter, mit màchtig ausholenden Schritten daher hinkte:<br />

der arme Teufel schaumte vor Wut, warf seine brennenden Holzkloben nach<br />

dem Spótter und, ais er sich nicht mehr zu helfen wtis-te, griff er ein paar<br />

I lobelspàhne vom Boden auf und markierte mit einer zàhnefletschenden Grimasse<br />

unter unverstàndlichen Zornlauten — den Schnurrbart des Soldaten. Nach einer<br />

Weile kam er wieder zur Ruhe und übte sich für die Totenfeier im Klappern<br />

mit zwei Rasselkürbissen und taktfestem Aróe-Grunzen.<br />

Es waren lehrreiche und gemütliche Stunden im Ranchão. Nur Eins war<br />

unleidlich, das unaufhõrliche Betteln um Tabak. Meine Pfeife wanderte von<br />

Mann zu Mann. Die Leute diktierten mir Seiten lang Bororó, wobei jeder gerade<br />

sich abspielende Vorgang für die Sàtze herhalten musste, überhõrten mich<br />

und lachten dann ebenso befriedigt wie die Bakairí. Je vertrauter wir miteinander<br />

wurden, desto auffalliger wurde überhaupt die Uebereinstimmung in Temperament<br />

und Charakter mit den Kulisehuindianern. An einem Pfosten im<br />

Mànnerhaus wurde auch, nachdem wir die anthropologischen Messungen vorge-

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