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• M B - Brasiliana USP

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In Iguéti gab es drei grosse Familienháuser und ein sehr ansehnliches Flõtenhaus,<br />

in dem viole Tanzanzügo aus Palmstroh hingen. Auf dem Dorfplatz crhob<br />

sich ein Kàfig von über Haushõhe, der aus langen, spitzkegelformíg zusammengestellten<br />

Stangcn bestand; darin sass eine gewaltige Harpya de-truetor, obwohl<br />

das Dorf igu-cti = Spcrbcrdorf heisst. Der einstige Wappenvogel war wohl<br />

schon lange dahin geschieden. Der schõne Adler wurde nach seiner Lieblingsnahrung<br />

mégo-záio, Herr der Affen, genannt. Neben dem Háuptlingshaiwc<br />

lag ein grosser Schlcifstein für die Steinbeile; er machte mir viel Freude, weil er<br />

genau dieselben Rillen zeigte, wie wir sie in den Sambakís von Sta. Catharina<br />

boobachtct hatten.<br />

Die Gemeinde zàhlte einige 40 Personen. Man sprach von drei Hàuptlingen,<br />

doch kam uns in dieser Eigenschaft nur der gutmutige, sehr breitschultrige und<br />

durch watschelnden Gang ausgezeichnete Aramõke entgegen. Er hatte einen<br />

pfiffigen Ausdruck und war bei seinem ungeschlachten Kõrper sehr hõflich, da<br />

er im Wald vor mir herschreitend liebenswürdiger, ais er wahrscheinlich gegen<br />

eine Dame gewesen wàre, die Zweige abbrach, die mir hatten in's Gesicht schnellen<br />

kõnnen. F.in grosses Messer und ein rotes Halstuch machten ihn zum Glúcklichsten<br />

aller Sterblichen. Er erwies uns grosse Gastfreundschaft. Fortwáhrend wurden<br />

neue goldige Beijús herbeigebracht, eine Reihe von Kalabassen mit Pogu gefüllt,<br />

standen immer zur Hand, ein dünncr, sehr süsser Püserego wurde im Ueberfluss<br />

geboten und für unsere Perlen erhielten wir einen Vorrat an feinem Polvilhomehl<br />

auf den Weg.<br />

Die so eifrig backenden Frauen erschienen uns klein und hàsslich, aber<br />

freudlich. Sie holten Wasser nur in Begleitung von Mánnern.<br />

Ais ich mit Yogel und Ehrenreich am 20. September zum ersten Mal in<br />

Iguéti wai, erlebten wir eine merkwürdige Scene, die ich hier einschalten mochte.<br />

Wir sassen am Abend in dem Flõtenhaus, ais Einige eintraten, an der Feuerasche<br />

niederhockten und ein lautes ih ausstiessen. Darauf zogen sich ein<br />

paar Andere die dort hángenden Strohanzüge an und liefen eine Weile umher<br />

wie die brüllenden Lõwen. Ich glaubte, es sei eitel Scherz und Zeitvertreib,<br />

aber alie blieben durchaus ernst. Nun lief eine der Masken hinaus, wáhrend der<br />

Chor wieder ih ... hi schrie, streckte die Arme aus dem Stroh hervor und<br />

raschelte mit dem Behang. Sie verschwand in einem Hause und kam bald<br />

wieder hervor mit Beijú und Fisch beladen. Dasselbe wiederholte sich und Luchu<br />

machte den Gang ais Dritter, mit Getrànk zurückkehrend. Immer wurde das<br />

Hinausgehen durch das allgemeine ih . . angekündigt, so dass man in den<br />

Hàusern vorbereitet war. Da der Strohanzug den ganzen Kõrper bis auf die<br />

Füsse bedeckt, ist die Person, die sich in ihm verbirgt, nicht zu erkennen.<br />

Vielleicht ist zwischen diesem Gebrauch, dass man sich sein Gastgeschenk in verhülltem<br />

Zustande holt, und der Sitte des Alleinessens, gegen die man nicht verstossen<br />

kann, ohne das Schamgefühl der Andern wachzurufen, ein Zusammenhang<br />

vorhanden.

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