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• M B - Brasiliana USP

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— 4 2 ° —<br />

zeichnis dieser Wõrter anzulegen, deren keins eine Farbe bezeichnetc. Ein Waurá<br />

brachte mich schier zur Verzweiflung, und gerade er schien für blau und grün<br />

verschiedene Wõrter zu besitzen. Allein auch wenn dieser Irrtum — und zwar<br />

geschah dies am besten durch Benutzung der bereits sicher gewonnenen Farbennamen<br />

des Nachbarstammes — ausgeschlossen war, wenn die Leute sich wirklich<br />

im richtigen Geleise bewegten, wurde die Aufnahme meist zur wahren Geduldsprobe.<br />

Sie besannen sich, schwankten hin und wieder, waren sich zuweilen<br />

uneinig: es war klar, dass ich sehr Ungewõhnliches verlangte. Nur die Aueto,<br />

die eifrigen Maler, zeigten sich anstellig. Dann aber lag auch eine Schwierigkeit<br />

bei mir selbst, da ich mich nicht nur daran erst gewõhnen musste, für Smaragdgrün<br />

und Ultramarin dasselbe Wort zu hõren, sondem auch andere verblüffende<br />

Auskunft bekam, die ich erst nach sprachlichen Studien verstehen konnte.<br />

Allen gemeinsam war, dass sie je ein Wort hatten für i) rot und orange,<br />

2) gelb, 3) weiss, 4) schwarz. Das ist also genau im Einklang mit ihren<br />

Farbstoffen. Die Aueto hatten dasselbe Wort, das »Weiss« der Tupí-Sprache,<br />

für weiss und hellgelb. Die Trumaí waren die Einzigen, die für blau und grün<br />

zwei Wõrter besassen, die Uebrigen bezeichneten diese beiden Farben mit demselben<br />

Worte. Doch ist bei den Bakairí tamagenéng blau — schwarz und dunkelbraun,<br />

und grün heisst tukuéng; es ereignete sich, dass Einer tukuéng auch für<br />

blau gebrauchte, aber nicht, dass tamagenéng für grün gebraucht wurde. Vereinzelt<br />

kamen die sonderbarsten Dinge vor. Ein Trumaí und ein Nahuquá bezeichneten<br />

blau mit demselben Wort wie Kadmiumgelb, ein Bakairí und ein Mehinakú grün<br />

ebenso wie rot — wenn man wollte, entdeckte man die verschiedenen Arten der<br />

Farbenblindheit bei den ersten besten, die man untersuchte.<br />

Den Schlüssel für diese Erscheinungen kann nur die Sprachforschung geben.<br />

Bei einer Anzahl der Farbenwõrter vermag ich die ursprüngliche Bedeutung<br />

anzugeben, und sie genügen, um derartige Mõglichkeiten zu erkláren. Ganz sicher<br />

ist das Wort der Kamayurá »blau« oder »grün« i-tsovü-maé — »perikitofarben«<br />

von tsooü, dem Namen der Conurusarten oder Perikitos. Diese Papageien haben<br />

in ihrem Gefieder sowohl Grasgrün wie Indigoblau. Im Tupi lautet dasselbe<br />

Farbenwort çügui, çy, und der Perikito heisst tovi, tui, çivi, çiui. Dank der Kamayuráform<br />

i-tsovü-mae ist der im Tupi bereits verwischte Ursprung von çugui<br />

noch gerettet. Ob ich dem Indianer einen blauen oder einen grünen Klex, eine<br />

blaue Perlschnur oder ein grünes Blatt zeigte, er traf mit seiner Antwort »perikitofarben«<br />

ja das Richtige. Es kommt nur darauf an, welcher Teil der Farbung<br />

ihm vorschwebte. Das Auetowort i-kòr-etú »grün« oder »blau« entspricht vielleicht<br />

dem aus keru erweichten jeru »Papagei« des Tupi, so dass wir hier ein<br />

»papageifarben« hatten.<br />

Das tukuéng »grün« der Bakairí geht ebenfalls auf den Perikito zugú-ri*)<br />

zurück. Da es nun eine von den Eingeborenen in den Háusern gehaltene Peri-<br />

*) Der Name des Perikito ist onomatopoetisch, daher sehr ahnlich bei Bakairí, Tupi und<br />

Bororó.

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