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• M B - Brasiliana USP

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Kulisehu-Tafel II bei dem Nahuquáportrát. Wáhrend der Hals mehrfach einer<br />

Stange áhnelt, geht hier die Schulterlinie wie auch bei Perrot, Kulisehu I, quer<br />

durch die Mundgegend. Sie verbreitert sich zum Fünffachen der Hüftbreite, die<br />

allerdings in der ersten Auflage nebenan sogar auf einen Punkt zusammenschrumpft.<br />

Die Beine kommen überall am schlechtesten fort. In der schlimmsten Missgeburt,<br />

Kulisehu II links unten, fehlen sie, nach der sonstigen Lage der Sexualia zu<br />

urteilen, und die Zehen sitzen am Rumpf. Man konnte, wenn nur dieses eine<br />

Bildnis vorláge, die Seitenlángsstriche auch für Beine erkláren, die in der Achselhõhe<br />

entsprãngen, allein der Rumpf ist seltsamer Weise bei allen Kulisehuportrãts<br />

unten nicht geschlossen, ja bei meinem und WilhemVs Portrát, Kulisehu I,<br />

auch nicht der Kopf! Nur der Nahuquá behandelt, wenigstens in seiner ersten<br />

Aufnahme, den Leib ais ein Dreieck. Die Seitenkonturen des Rumpfes schwenken,<br />

ohne sich zu vereinigen, im Winkel nach aussenhin ab — bei Wilhelm, Kulisehu I,<br />

fast horizontal — erhalten nach kurzem Verlauf, ohne Knie, ohne Fuss, am Ende<br />

jederseits ein Strichelchen angesetzt, und diese dreizehigen Hühnerláufe sind<br />

dann menschliche, sind meine Beine. »Du gleichst dem Geist, den du begreifst,<br />

nicht mir!« Bei ihrer Kürze sind die Beine meist noch ungleich, auch wo der<br />

Rumpf geschlossen ist, vgl. den fidelen Wilhelm, Bororó I.<br />

Die Zahl der Finger und Zehen verdient besondere Aufmerksamkeit.<br />

Sollte Jemand von uns, der Jáger ist, einen Hirschkopf skizzieren, so wird er<br />

darauf bedacht sein, ihn mit einer bestimmten Geweihform, welche immer ihm<br />

grade vorschweben mag, auszustatten. Ein beliebiger Anderer dagegen achtet<br />

kaum auf ein Weniger oder Mehr der Sprossen, nicht einmal, wenn er ein vorhandenes<br />

Yorbild flüchtig abzeichnet, er ist zufrieden, wenn er eine Anzahl<br />

Sprossen in einer sehr fragwürdigen Art der Verãstelung dem Kopf aufgesetzt<br />

hat. Nur wird es seinem Anspruch an ein Hirschgeweih nicht genügen, zwei<br />

Gabeln zu zeichnen, er wird mindestens je drei Sprossen anbringen. Ebenso<br />

wenn ich eine kleine Tanne schematisiere, so sind hier mein Minimum drei Paar<br />

an einem Vertikalstrich symmetrisch angesetzter Schrágstriche, das Ganze unten<br />

durch eine Horizontallinie abgeschlossen; zwei Paar wurden schon ein Bãumchen,<br />

aber noch kein Tánnchen sein. Also ohne dass ich zãhle, liefere ich doch meiner<br />

innern Anschauung gemáss ein Minimum von Teileinheiten. Unsere auf die<br />

Fünfzahl der Finger früh eingedrillten Kinder werden ihr schon bei Zeichnungen<br />

gerecht, die sonst die grõbsten Sünden enthalten, und wo sie noch nicht daran<br />

denken, die Hand wiederzugeben, zeichnen sie bereits richtig fünf Finger. Bei<br />

Zeichnungen der Naturvõlker, begegnen wir der Unsicherheit über die Fingerzahl<br />

und namentlich der Dreizahl der Finger mit einer Regelmássigkeit, dass wir hier<br />

wie bei dem Hirschgeweih und der Tanne ein Gesetz anerkennen müssen. Sie<br />

haben sicherlich nicht i, 2, 3 nachgezàhlt, und was zu Grunde liegt, kann nur<br />

sein, dass sie sich gedrángt fühlen, mehr ais zwei Striche zu liefern, um ihre<br />

vage innere Anschauung wenigstens soweit zu bestimmen, dass keine Gabelung<br />

herauskommt.

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