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• M B - Brasiliana USP

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eine Hãngematte, da er ein schõnes Geschenk verdient. Hat das vergiftete<br />

Zweiglein den Patienten geritzt, so entdeckt der gute Medizinmann — und nur er —<br />

die Stelle, wo es eingetreten ist, saugt so lange, bis das Zweiglein oder Wollfádchen<br />

erscheint, und spukt es aus.<br />

Wir haben also eine Methode, wo etwas vom Leibe vergiftet wird, und<br />

eine, wo das Gift nur in seine Náhe gebracht wird. Es giebt eine dritte, wo<br />

aller Zusammenhang mit ihm fehlt, dafür aber gleichzeitig ein Tier getõtet wird.<br />

Sie bezweckt niemals nur Krankheit, sondem immer den Tod. Der zu tõtende<br />

Mann wird ãmápõ oder amápõ genannt. In diesem Fali bedarf der Hexenmeister<br />

ein Stück Haut vom Mittelfinger einer beliebigen Leiche und eine Ugá-Eidechse;<br />

er trocknet die Haut am Feuer, zerreibt sie mit seinem Zaubergift, stopft die<br />

Mischung tief in den Schlund der Eidechse, die um den Hals und den Leib,<br />

damit jene nicht herauskann, fest umschnürt wird, wirft das so práparíerte Tier<br />

in einen Topf mit Wasser, verschliesst ihn wohl und hángt ihn über das Feuer:<br />

wenn das Wasser zu kochen beginnt, so erkrankt und, wenn die Eidechse stirbt,<br />

so stirbt der Amápõ.<br />

Alie Krankheiten sind durch Hexerei verursacht; »es soll Leute geben, die<br />

den Medizinmánnern auftragen, ihre Feinde zu vergiften«. Mit seinem Friseur<br />

darf man sich am Schingú nicht verfeinden. So sei es, warf ich Antônio scherzend<br />

ein, eigentlich von mir sehr unvorsichtig gewesen, dass ich mir die Haare von ihm<br />

habe schneiden lassen. »Nein«, erwiderte er, »ich bin nicht schlecht, ich bin kein<br />

omeóto (= ome-zóto Giftherr).« «Also alie Krankheiten rühren von den Omeotos<br />

her?« »Alle.« »Hast Du jemals einen gesehen?« »Nicht bei den Bakairí, wir<br />

wurden so schlechte Menschen verjagen.« »Aber bei den Kamayurá?« »Pode<br />

ser, kann sein.» »Hast Du schon gute Medizinmánner {piáje, franzõsisches j) gesehen?);<br />

»Ja, mehrere am Kulisehu. Pakurali war einer. Früher auch am Paranatinga.<br />

Der AuetÓ-Háuptling Auayato war einer.« Es ist sehr charakteristisch,<br />

dass alie schlechten (kxurá-pu = nicht unser) Zauberer in fremden Dõrfern wohnen.<br />

Die Ausdrücke ompôto und piáje scheinen übrigens nicht streng geschieden. Jedenfalls<br />

sind die lõblichen besseren Medizinmánner von berufsmássigem Schwindel<br />

lãngst nicht mehr nicht frei, da sie sich nicht gut einbilden kõnnen, aus dem<br />

Kranken die vergifteten Baumwollfaden, die sie ausgespucken, herausgesaugt zu<br />

haben. Aber der reinere Ursprung ihrer Kunst im Sinn der einleitenden Ausführungen<br />

ist noch leicht zu erkennen.<br />

Noch deutlicher ais an der Askese des medizinischen Studiums tritt es an<br />

den praktischen Leistungen zu Tage, dass Zaubern nichts ist ais Erregung der<br />

Einbildungskraft. Die Schmerzen sagen dem Kranken, dass er von Jemandem<br />

angegriffen wird. Man sieht nicht, dass es Jemand im Dorf thut; hier ist auch<br />

Keiner so schlecht. Also ist der Feind draussen. Wer mit ihm fertig werden<br />

will, muss erstens stárker sein ais er und zweitens den Unsichtbaren erreichen<br />

kõnnen. Beides wird für den, der nicht anders weiss ais dass die im Traum<br />

vollbrachten Wunder Wirklichkeit sind, durch einen Arzt ermõglicht, der sich in

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