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• M B - Brasiliana USP

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— 359<br />

Nachts bedecken lassen, noch eine Anlehnung an den Herd, und er beweist uns,<br />

da die Bakairí früher keine Tõpfe hatten, die verháltnbmassig spàte Au—taltimg<br />

der llypothese. Ich warf Antônio bescheidentlich ein, jaber die Sonne ist doch<br />

heiss und Federn sind es nicht?» Ein Einwurf, den ich, kaum dass er dem Munde<br />

entflohen war, auch bitter bereute. Denn das Gemüt Antonio's, der klug genug<br />

war, den Wider-pruch, sobald er ihm gezeigt wurde, auch zu empfinden, war<br />

sichtlich verletzt. Es kann sein«, erklàrte er endlich verdrossen, dass spáter<br />

durch Verzaubcrung Feuer hinz.ugekommen ist; früher war keins da«. Darin<br />

irrt er also. Die Hitze ist nicht, wie Antônio meint, hinzu-, sondem im Gcgentcil<br />

weggezaubert worden. Allein die heutige Bakairí-Wissenschaft wurzelt in der<br />

Anschauung, dass Sonne und Mond Federbálle sind, und liefert uns, wann immer<br />

und wo immer sie entstanden sein mag, ein gutes Beispiel, um das Denken der<br />

Indianer zu verstehen.<br />

Dass ein Ding aussieht wie ein andere-, mehr vertrautes, genugt für die<br />

Erklárung. Die Sonne ist ein Federball in dem Augenblick, wo man findet,<br />

dass sie dem áhnlicher sei ais einem lodernden Feuer. Sei der Schluss ein<br />

Analogieschluss, er hat auf dieser Stufe volle überzeugende Kraft, und die weiteren<br />

Erklàrungen über das Dunkelwerden und den Lauf am Himmel entwickeln sich,<br />

von der nun gegebenen Anregung aus, organisch. Wir sagen, da oben<br />

kõnnen keine Tiere sein, also sind die Himmelskõrper auch keine Tiere, der<br />

Bakairí dagegen sieht die Tiere oder die Federn und fragt nicht, ob sie da sind.<br />

sondem nur, wie sie hingekommen sind.<br />

Ueber die Kometen erhielt ich keine Auskunft; nur meinte Antônio geringschátzig:<br />

»den Tortugiesen unir so werden die Brasilier genannt) sollen sie Bõses<br />

thun, den Bakairí thun sie Nichts*. Von Planeten bekam ich nur den Namen<br />

fur Venus, der nicht zu übersetzen war.<br />

Antônio wusste am Himmel ausgezeichnet Bcscheid. Er begriff auch da-<br />

Wesen meiner Sternkarte ohne Mühc. Ab ich ihm das er-te Mal einige Konstellationen<br />

gezeigt hatte, gingen wir hinaus und suchten sie am Himmel auf.<br />

Wir kehrten in das Zimmer zurück und sofort fand er den Sirius auf der Karte<br />

wieder. Dieser wird mit dem Orion, dem Aldebaran und den Plejaden ais eine<br />

zusammengehõrige Gruppe aufgefasst. Der Orion ist ein grosses Gestell, auf dem<br />

Mandioka gctrocknet wird, die grõsseren Sterne sind die Pfostenkõpfe, und so bezeichnet<br />

der Sirius das Ende eines grossen Ouerbalkens, durch den das Gestell von<br />

der Seite her gehalten wird. Die Plejaden, offenbar der Ausgaiigspunkt der ganzen<br />

Auffassung, sind ein Haufen beiseite gefallener Mehlkõrner, ein dickerer Klumpen,<br />

der » Yater des Haufens*, ist der Aldebaran/- Es giebt am Himmel Mandioka,<br />

Pflanzungen, Wald, Alies, Alies.* Auch Festschmuck. Capella ist eine kleine Hul-e,<br />

wie sie die Bakairí im Ohr tragen, um vorn eine Feder hineinzustecken, zwei andere<br />

Sterne des Fuhrmanns sind die Hülsen der Kayabí, deren Federn nach hinten<br />

gesteckt werden. Ein Stern, unsicher, welcher, aber wie mir schien Prokyon, ist ein<br />

Ohrlochbohrer oder richtiger wohl das von ihm gebohrte Loch. Die Zwillinge

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