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• M B - Brasiliana USP

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— 124 —<br />

Feuer geschàftig, die Kinder schrieen atsíu nach der Mutter und papá nach dem<br />

Vater, durch die Zweige ergoss sich ein magisches Mondlicht über die seltsame<br />

Lagerszene, und bald umfing der Friede der Nacht Schlummernde und Wachende.<br />

Wir durften ruhig schlafen, merkten aber wohl, dass einige Mánner am Feuer<br />

sitzen blieben.<br />

Am nãchsten Morgen, den 26. Oktober, gab es eine grosse Verwirrung.<br />

Man hatte mir ein grosses Glas mit Arsenikpillen gestohlen. Gern hátte ich<br />

unter den besonderen Umstánden zu jedem Diebstahl ein Auge zugedrückt, allein<br />

ich konnte diesen Arsenik weder meinerseits vermissen noch die Indianer damit<br />

vergiften lassen. Ich musste die Yaulapiti, die uns begleitet hatten, nach den<br />

Erfahrungen in ihrem Dorf im Verdacht haben und verlangte von ihnen die<br />

Rückgabe. Sie beteuerten natürlich ihre Unschuld, die Trumaí gerieten in grosse<br />

Angst, die Weiber, Kinder und ein Teil der Mánner schlugen sich in die Büsche<br />

und kehrten auch nicht zurück, ais wirklich einer der Yaulapiti das Glas mit den<br />

Arsenikpillen brachte. Nach seiner unmassgeblichen Ansicht war es mir unterwegs<br />

aus der Tasche gefallen. Ein Quantum fehlte augenscheinlich; ich hoffe,<br />

dass es auf verschiedene Liebhaber verteilt und von diesen bei den grade unter<br />

den Yaulapiti háufigen Hautkrankheiten mit einigem Erfolg genossen worden ist.<br />

Wir mussten, so sehr man uns zum Fortgehen drãngte, mindestens die<br />

wichtigsten Kõrpermessungen noch vornehmen und liessen auch nicht locker;<br />

sieben Mánner wurden in der Eile zwischen dem Packen gemessen, und die<br />

einzige photographische Platte, die noch übrig war, wurde zu einer — spáter<br />

leider verunglückten — Gruppenaufnahme verwendet.<br />

Um 3 /4io Uhr fuhren wir in zwei Kanus ab, von vier Trumaí begleitet.<br />

Dreimal müsse man schlafen, gaben sie an, ehe man zu ihren Dõrfern gelange.<br />

Die Mehinakú kõnne man auch auf den Kanalwegen erreichen und gebrauche zu<br />

ihrem zweiten Dorf nur einen Tag. Um 11 Uhr landeten wir in der Náhe des<br />

Auetodorfes an einer andern Stelle, ais wir abgefahren waren. Im feuchten Laub<br />

lagen riesige Regenwürmer in ungeheurer Menge; wo man den Fuss hinsetzte,<br />

trat man darauf. Der Pfad führte uns zu den beiden Hütten der Yaulapiti-AuetÓ-<br />

Familien.<br />

Es empfiehlt sich, schon hier anzufügen, was Vogel und Perrot nach ihrer<br />

Heimkehr von Schingú-Koblenz über die Trumaídõrfer berichteten. Sie hatten<br />

keinen Indianer zu Gesicht bekommen, unterhalb der Einmündung des Kulisehu<br />

in den Kuluene aber auf dem 5 m hohen Ufer ein Trumaídorf von 8 und einen<br />

Kilometer weiter õstlich ein zweites von 5 Háusern, darunter Neubauten gefunden.<br />

Die Suyá hatten die Háuser sãmtlich niedergebrannt, und was von grossen Tõpfen<br />

und Gerát zurückgeblieben war, kurz und klein geschlagen. Unmittelbar an die<br />

Dorfer schlossen sich Pflanzungen an von auffallend grossem Umfang und sorgfáltiger<br />

Bearbeitung. Ungefáhr zehn frische Gráber wurden bemerkt; der kreisfõrmigen<br />

Angrabung nach zu urteilen waren die Leichen in hockender Stellung<br />

beerdigt, sie schienen tief zu liegen, da man sie wenigstens bei einigem ober-

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