10.10.2013 Aufrufe

• M B - Brasiliana USP

• M B - Brasiliana USP

• M B - Brasiliana USP

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

- 76 -<br />

besondern Grund, weil sie «nachts nicht schlief«. Sie stellten mehrfach mitten<br />

in der Unterhaltung die Forderung, dass ich die Uhr hervorhole und lachten<br />

dann sehr befriedigt, wenn sie wirklich wach war und tickte.<br />

Nichts wáre verkehrter ais zu glauben, dass dieser aufrichtigen Neugier und<br />

Bewunderung nun ein eigentlicher Wissenstrieb oder ein tieferes Bedürfnis des<br />

Verstehens zu Grunde gelegen hátte. Ueber die Frage: «hast du das gemacht?*<br />

kamen sie nicht hinaus. Nein, ich gab einfach meine Zirkusvorstellung, ich zeigte<br />

meine Kunststücke, und man freute sich, dass ich sie in jedem Augenblick in<br />

aller Eleganz vorweisen konnte und mich niemals blamierte. Das verblüffendste<br />

Beispiel einer oberfláchlichen Befriedigung gab spáter der dicke Yapü, ais Vogel<br />

ihm seine goldene Uhr zeigte und, um ihn auf das wertvolle Gold recht aufmerksam<br />

zu machen, sie zum Kontrast auf die Glasseite herumdrehte. Yapü hatte<br />

gerade ein Stück Beijú, Mandiokafladen in der Hand, der nur auf einer Seite<br />

gut gebacken zu werden pflegte, und somit eine schon goldgelbe und eine andere<br />

grauweissliche Seite hatte: »Beijú«, sagte er gelassen, und schritt weiter. Die<br />

Erscheinung war ihm von Beijú her bekannt, und es lohnte wahrlich nicht, sich<br />

dabei aufzuhalten.<br />

Auch kann ich hier schon ihrer Ueberraschung gedenken, ais einer der<br />

Herren, der in der Lage war, ein falsches Gebiss herausnehmen zu kõnnen, dieses<br />

Kunststück produzierte. Sie staunten, aber lachten auch sehr bald, und einige<br />

Tage spáter, ais sie an den gefangenen Piranyafischen die Gebisse, ihre einheimischen<br />

»Messer«, auslõsten und von einem Kameraden gefragt wurden, warum<br />

sie das tháten, antwortete Einer nicht ohne Witz: «damit wir uns auch helfen<br />

kõnnen, wie der Bruder, wenn wir einmal alt werden«.<br />

Wie wãre es auch moglich gewesen, ihnen irgend einen meiner Apparate<br />

oder auch nur ein Messer oder einen Knopf wirklich zu erkláren? Wie sollte ich<br />

ihnen begreiflich machen, was eine »Maschine« ist? Was sie zu leisten hatten,<br />

leisteten sie, sie passten gut auf und es war hübsch, die Lebhaftigkeit und<br />

Wichtigthuerei zu beobachten, mit der ein eben gezeigtes Kunststück einem neu<br />

Hinzutretenden, einem Ignoranten in ihren Augen, beschrieben wurde. So<br />

merkten sie sich ganz genau, dass meine schwedischen Zündhõlzer nur auf der<br />

Reibflãche in Brand gerieten; mit grossem Eifer wurde ein Ankõmmling auí<br />

Bakairí über «tànda endast mot lâdans plán« belehrt. Welche Dame bei uns<br />

wüsste mehr davon zu sagen? Nicht davon zu reden, dass keine eine Ahnung<br />

da von hat, was Feuer ist. Zuerst erschraken sie, dann fanden sie die Sache<br />

spannend, dann sehr nett und spasshaft, und endlich zogen sie die Nutzanwendung<br />

und baten mich, ais ein Feuer angezündet werden sollte, einen dieken Holzkloben<br />

mit meinen Schweden in Brand zu setzen. Eine Frau, bei der wohl die ersten<br />

Gefühle vorherrschend blieben, nahm eine leere Schachtel und hing sie ihrem<br />

Baby um den Hals.<br />

Ihr Bedürfnis, in das Wesen der neuen Dinge einzudringen, erschõpfte sich<br />

ausser in der Frage, ob ich sie gemacht habe, in der zweiten nach dem Namen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!