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• M B - Brasiliana USP

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— 355 —<br />

oder tla-s der Kampfuchs, dessen Augen im Dunkel leuchten, wenn er Nachts<br />

auf Beute au-geht, das Feuer geliefert hat; ais dass die Sonne, deren Bcschatfenheit<br />

wir noch kennen lernen werden, im Besitz des Herrschers der Eüfte, des Koiiigsgeiers,<br />

den die übrigen Geier streng respektieren, und dass das Wasser im Besitz<br />

einer grossen Flussschlange war? Mit dem Schlaf hat die Eidechse auch die<br />

I Iángematte hergeben müssen, die dazu gehõrt. Jetzt hat sie keine mehr, sie ist<br />

ihr eben weggenommen worden, und sie war auch -ehr bõse. Alie jene Errungenschaften<br />

wurden mit Gewalt oder List geraubt; darum fehlen sie den<br />

Tieren heutzutage. So wird das Kausalbedürfnis der alten naiven Jáger auf<br />

das Angenchmste befriedigt und zwar durchaus auf dem Boden der Grundanschauung,<br />

dass Tiere und Menschen nur verschieden aussehendc und verschieden<br />

ausgestattete Personen sind.<br />

Es ist der modernen Forschung gelungen, eine Anzahl der gefahrlichsten<br />

Krankheiten auf das Vorhandensein von Bazillen zurückzufuhren, und was ist die<br />

bolge? Alie mõglichen Krankheiten, deren L rsache noch verborgen ist, werden<br />

auch Bazillen zur East gelegt; Tausende von I.euten, die niemals einen Mikroorganismus<br />

gesehen haben, gc-chweige dass sie nur eine Ahnung davon hatten,<br />

wie die bõsen Tiere es eigentlich anfangen, die Krankheit hervorzurufen, wittern<br />

sie jetzt in Aliem, was sie geniessen, und erscheinen mit ihnen vertraut wie mit<br />

Spinnen und Schnakcn. Jene nachgewiesenen Krankheitscrreger mõchte ich den<br />

Tieren vergleichen, die dem Indianer wirklich die nützlichsten Dinge geliefert<br />

haben, und jene andern, die nur in der Legende existieren, den Márchentieren,<br />

denen er, in gleichem Denkgeleise vorwárt- strebend, die Dinge unbekannter<br />

Herkunft zuschreibt. Es ist ein natürlicher Yorgang, dass man das Unbekannte<br />

genau so erklárt wie das Bekannte.<br />

Sonne, Feuer, Wasser, Schlaf sind Dinge, deren erste Besitzer rein erdacht<br />

werden müssen; für sie giebt cs keine, auch noch so verblasste historische<br />

Tradition. Anders kann es — nõtig i-t es nicht — mit Kulturpflanzen sein.<br />

Der medizinische Tabak, erinnert man sich dunkel, ist aus dem Norden gekommen.<br />

Unzweifelhaft hat ihn, sagen wir, ein benachbarter Stamm geliefert; allein die<br />

Bakairí haben lángst die wükliche und in ihren Einzelheiten sehr gewõhnliche<br />

Bcgebcnheit vergessen; seit vielen Generationen weiss man nichts mehr, ais das<br />

man dort wo der Wickelbár lebt, zuerst mit Tabak kuriert hat. Der Wickelbár<br />

i-t sehr selten im Gebiet der Bakairí, Antônio hatte noch keinen gesehen, er<br />

wusste aber genau, wie er aussah und seine in allen Einzelheiten sehr bestimmte<br />

Heschreibung nebst dem Namen sawári gab mir die Moglichkeit, ihn ais<br />

das lautlich identische yawari der Makuschi in Guyana zu erkennen, von dem<br />

Schomburgk bei seinem Bericht zufügt, dass das Yorkommen des yawari nach<br />

v. Tschudi in Peru bis zum zehnten Grad südlicher Breite bekannt sei!<br />

So lieferte der Wickelbár ais die für die Gegend, wo der Tabak herkam,<br />

charakteristische Person den Tabak ebenso, wie der Kõnig-geier die Sonne geliefert<br />

hat ais die Person, die in die Gegend der Sonne hinkommt.<br />

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