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• M B - Brasiliana USP

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— 5o8 —<br />

grosse Topfschale mit purpurnen Federchen gefüllt. Den neuen Korb bestrichen<br />

sie innen und aussen reichlich mit Urukú und wãhrend die einen den Korb mit<br />

Federn beklebten, widmeten sich die andern dem Schãdel, in den sie den Unterkiefer<br />

einsetzten und den sie, am Hinterhaupt beginnend, auf das Sorgfãltigste<br />

mit den Purpurfederchen beklebten. Jedes Federchen wurde am Ende mit einem<br />

Harzstãbchen bestrichen und einzeln aufgesetzt.<br />

Wãhrenddessen kam auch Coqueiro mit einem Kind an der Hand. Er<br />

setzte sich still beiseit, schluchzte und weinte. Er trug keinen Schmuck ais<br />

um den Leib die schwarze Schnur, die er sich aus dem Haar seines Weibes gesponnen<br />

und geflochten hatte. Seine Wangen waren thrànennass, er kniff die<br />

Augen zusammen, wie wenn das Weinen schmerzhaft wãre.<br />

Allmàhlich bedeckte sich das Schãdelgewõlbe mit einem roten Ararasammet.<br />

Wer die Hànde abwischen musste, gebrauchte den Korb. Ein Teil der Anwesenden<br />

kümmerte sich bald nicht mehr um die Feier. Die Kinder sprangen<br />

munter umher, einige Mãnner knabberten an Maiskolben und arbeiteten, ein<br />

paar Frauen fingen sich gegenseitig Lãuse, sangen dabei aber andãchtig weiter.<br />

Es wurde auch leerer.<br />

Man wurde auf die Dauer duselig von alie den schwirrenden und hallenden<br />

Tõnen. Ein Trommler hatte sich hinzugesellt, die Arme mit einem Pelz von<br />

Papageienfederchen beklebt. Wieder füllte sich der Raum. Sieben Frauen traten<br />

an den alten Knochenkorb, ritzten sich und stellten die Füsse darauf, sodass auch<br />

ihr Blut das Stroh trãnkte. Vgl. Tafel 29. Die Wunden waren 2 — 3 cm voneinander<br />

entfernt, ein rotes Netzgeãder bedeckte Beine und Arme, Brüste und<br />

Leib. Der Gesichtsausdruck blieb ruhig und bekundete keinen Schmerz; das<br />

Ritzen geschah mit ungemein schnellen Bewegungen. Alie wickelten ihren Glassplitter<br />

in ein Blatt, überreichten es Coqueiro und setzten sich zu ihm nieder.<br />

Neue Gruppen kamen sich zu ritzen, immer nur Frauen und Madchen, und<br />

thaten wie die vorigen; jede führte den Splitter, bevor sie ritzte, nãssend zum<br />

Munde. Brummend, schnarrend mischten sich zwei Flõten in die Musik der<br />

klappernden Kürbisse, der Trommel, des Gesanges und des Stampfens. Mit unglaublicher<br />

Ausdauer tanzten die Sànger. Auch Coqueiro hockte bei dem Korb<br />

nieder und ritzte sich die Arme, wáhrend eine Frau daneben stand mit ihrem<br />

Kind auf dem Rücken.<br />

Gegen Mittag waren Schádel und Korb fertig. Bei jenem hatte man mit<br />

einer schõnen gelben Querlinie, der Kranznaht entsprechend, die rote Sammetkappe<br />

unterbrochen. Der neue Korb war mit schneeig weissen Federchen beklebt,<br />

und auf jeder Seite innerhalb der weissen Flàche zwei Reihen von roten<br />

Rechtecken fensterartig angelegt. Es sah ganz allerliebst und zierlich aus, was<br />

die rohen Jáger da gearbeitet hatten. Nun wurde eine besondere Handlung veranstaltet,<br />

die »Einsegnung« von Schàdel und neuem Korb. Man baute eine<br />

Art Kapelle oder Sanktuarium, indem man fünf Bogen im Halbkreis aufpflanzte,<br />

Matten anlehnte und Decken daran und darüber hing. In diese Nische stellte

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