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• M B - Brasiliana USP

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verdanken ist, dass sie bei Fehden und bei Xeubildungen von Stammcsgcmeinschaften<br />

den künftigen Generationen überliefert werden konnte. Die Frau war<br />

mehr ais das arbeitende Tier, sie war auch der arbeitende Mensch; wie der<br />

Mann die Technik der Waffen und der der Jagd entstammenden Werkzeuge, entwickelte<br />

sie in gleicher Selbstándigkeit die mit Suchen, Tragen, Zubereiten der<br />

Früchte und Wurzeln in ihre Hand gegebenen Kulturelemente; seinen wohlschmeckenden<br />

Mehltrank in dem irdenen Gefáss verdankt der Indianer dem Weibe.<br />

Die einzelnen Beweisstücke, aus denen sich diese mehr für Damentoaste ais für<br />

den ernsten (im modernen Bedürfnis und nicht in der Urgeschichte begründeten)<br />

Kampf unserer Frauen um die Arbeit zu verwertende Schlussfolgerung zusammen-<br />

-etzt, sind in dem brasilischen Kulturkreis noch vollstándig erhalten. Die Krkenntnis,<br />

dass — wenigstens hier — die Moglichkeit sesshaft zu werden auf<br />

das augenscheinliche Yerdienst der durch den Jágerberuf der Mánner naturgemãss<br />

in bestimmte Richtungen gedrángten Thàtigkeit der Frauen zurückgeht, hebt das<br />

weibliche Geschlecht für diese Phase der Entwicklung zum mindesten ebenbürtig<br />

an die Seite des mãnnlichen.<br />

Das Schema Jãger und Ackerbauer wird nun erst lebendig; Mann und<br />

Frau reprásentieren beide einen Stand oder eine bestimmte Summe<br />

von Fachkenntnissen. Da ist es denn sehr einfach, dass die weniger fortgeschrittenen<br />

Stámme des Schingú ihre Tõpfe nicht machen konnten, obwohl sie<br />

den Lehm hatten. Ihnen fehlten die Nu-Aruakweiber, und die Nahuquá, die<br />

deren etliche in ihre Gemeinschaft aufgenommen, hatten damit den richtigen Weg<br />

eingeschlagen: sie fingen jetzt an, sich die Tõpfe selbst zu machen, wáhrend die<br />

Bakairí noch nicht das kleinste Tõpfchen zu Stande gebracht hatten.<br />

Ich resumiere. Alter Feldbau vertrágt sich vortrefflich mit der Art des<br />

Jagertums, wie es hier geübt wird. Die Indianer waren in der Hauptsache<br />

Fischer. Zur reinen Ichthyophogie reichte der Ertrag in ihrem Gebiet an dem<br />

Oberlauf eines Flusses nicht aus, dagegen war er nicht gering in den Monaten,<br />

wo die Fische bei steigendem Wasser aufwárts zogen und sich in allen Kanàlen<br />

und Lagunen in grosser Zahl einfanden, oder wenn bei abnehmendem Wasser<br />

die Gelegenheit zum Fang in den künstlich abgesperrten Teilen der Flussarme<br />

erheblich grosser wurde. Fischfang und Jagd lieferten aber ferner die unentbehrlichen<br />

Werkzeuge. Haustiere in unserm Sinne gab es nicht; Hunde waren dem<br />

Eingeborenen unbekannt. Er erfreute sich an bunten Võgeln, denen er gelegentlich<br />

die Federn ausriss, namentlich an schwatzenden Papageien und kráchzenden<br />

Araras, liess im Dorf umherspazieren, was gerade jung eingefangen war, ob Specht<br />

oder Reiher oder Hokkohuhn, und bewahrte in riesigem Stangenkàfig zum Ergõtzen<br />

der Gemeinde den fauchenden Adler, die Harpyia destructor, oder sonst einen Raubvogel<br />

auf; er hatte Eidechsen mit dem Schwanz an der Hãngematte aufgehãngt,<br />

damit sie unter den lástigen Grillen ein wenig aufrãumten — weiter war man in<br />

der Verwertung der Tiere nicht gediehen und, wáhrend man wilde Pflanzen um<br />

des Xutzen willen beim Dorf ansiedelte, dachte man nicht daran, essbare Tiere

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