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• M B - Brasiliana USP

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— 208 —<br />

Unio Orbignanus, wurden die Bogen gegláttet und zwar mit der Aussenfláche der<br />

Muschel. Interessant war eine flãche Hyria, itá mukú, weil sie einen scharfen<br />

spitzen Fortsatz hat, mit dem man z. B. Pikífrüchte õffnete. Sie entspricht am<br />

besten unserm Taschenmesser, einem von den Indianern sehr abfállig beurteilten<br />

Instrument, weil sie es nur mit unságlicher Mühe zu õffnen wussten; sie stellten<br />

sich dabei so ungeschickt an wie wir bei dem uns ungewohnten Quirlbohren. Die<br />

Muschel wurde um den Hals gehángt, wenn man auf Reisen ging, mit ihr wurden<br />

die erbeuteten Fische und Jagdtiere aufgeschnitten, mit der Muschel wurde das<br />

Grübchen des Feuerstocks ausgehõhlt, in dem ein zweiter Stock bis zum Glimmen<br />

gequirlt wurde, bei aliem Schnitzen des Holzes war sie unentbehrlich. Vielfache<br />

Verwendung fanden Schneckenschalen, Stücke von Z?«&/nws-Geháusen zum Kettenschmuck.<br />

Vgl. Seite 182. Orthalicus melanostomus baumelte zuweilen in dichtem<br />

Gehánge am Maskenanzug.<br />

Federn beflügeln den Pfeil, dessen Schaftende einander gegenüber zwei<br />

abgespaltene Federhálften in spiraliger Drehung aufgenáht sind. Im Uebrigen<br />

scheinen sie ausschliesslich, hier aber in grõsstem Umfang, zum Schmuck verwendet<br />

zu werden ais Ohrfedern, Federkronen, Federhauben, Federarmbánder,<br />

Federmántel (bei den Kamayurá) und in hundertfáltiger Verzierung im Kleinen,<br />

wo die bunten Büschelchen hingen an den Hàngematten, an Kámmen, Kürbisrasseln,<br />

Pfeilschleudern, Masken u. s. w. Das herrlichste Material stand zur Verfügung,<br />

von dem Gelb, Blau, Rot und Grün der Arara, Tukane, Webervõgel,<br />

Papageien, von den schõnen Streifungen oder Sprenkelungen der Hokkohühner,<br />

Falken, Eulen, bis zu dem schimmernden Weiss der Reiher und Stõrche oder<br />

dem Schwarz des Urubúgeiers. Práchtig war die breite und grosse schwarz-weiss<br />

gebãnderte Fahne der Harpyia destructor.<br />

Die Beute von Jagd und Fischfang bot also eine Fülle der notwendigsten<br />

Dinge, sie lieferte namentlich Werkzeug zum Schneiden, Schaben, Glátten, Stechen,<br />

Bohren, Ritzen und Graben. Der Feldbau hatte den Eingeborenen Sesshaftigkeit<br />

gesichert, ihre õkonomische Lage verbessert, aber sie waren dabei immer, wenn<br />

auch in geringerem Umfang, noch Fischer und Jáger geblieben. Sie waren Jàger<br />

ohne Hunde, Fischer ohne Angel, Bauern ohne Pflug und Spaten. Sie bieten uns<br />

ein vortreffliches Beispiel dar, um zu lernen, wie vielgestaltig die Methoden der<br />

Arbeit zum Zweck des Lebensunterhalts vor dem Besitz jedweder Metalltechnik<br />

gewesen sei kõnnen, ein Beispiel, das uns warnt, die Wichtigkeit der Steingeráte,<br />

die freilich am ehesten und reichhaltigsten der Nachwelt erhalten bleiben, zu<br />

überschátzen, und in den einen grossen Topf des Steinalters unterschiedlos Alies<br />

hineinzuwerfen, was vor dem Gebrauch der Metalle liegt und im Vergleich zu<br />

der für diesen anzusetzenden kleinen Spanne Zeit unvorstellbar lange Perioden<br />

umfassen muss.<br />

Wenn man die Kultur nach dem Umfang und der Gründlichkeit schátzt,<br />

wie die den Menschen umgebende Natur ausgenutzt wird, so standen unsere Eingeborenen<br />

wahrlich auf keiner niedrigen Stufe. Sie jagten und fischten mit Pfeil

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