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• M B - Brasiliana USP

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schlecht riechenden und schmeckenden Arzneien nachgesetzt wird wegen seiner<br />

mühsamen Zubereitung: 24 Stunden in Gewürze, 24 Stunden in fliessendes Wasser<br />

gelegt, 6 Stunden angesetzt mit Branntwein, Nelken, Petersilie, Zwiebel, Ingwer,<br />

Majoran, Salz, Pfeffer, am Spiess gebraten und, wenn fertig, serviert. Ferner sind<br />

die Beutelratte Gambá und der Rüsselbàr oder das Koatí, Nasua socialis, »ausgezeichnet<br />

und sehr gesucht*. Von drei Arten Tatus, Gürteltieren, werden zwei<br />

Arten nicht gelobt, das Tatu canastra, Dasypus Gigas, wegen seines zàhen<br />

Fleisches, und das «Tatu cavador dos cemeterios«, das »Grabgürteltier der Kirchhõfe«,<br />

wegen seines üblen Geruches. Die Eidechse liefert ein Fricassé, dem des<br />

Huhnes zum Verwechseln áhnlich. Die Hühnervõgel des Waldes, Jakú (Penelope)<br />

und Mutung (Crax), sowie die grossen und kleinen Papageienvõgel sind in Ragouts<br />

vortrefflich; vor dem Anú (Crotophaga) dagegen, der nur Zecken fresse und<br />

stark rieche, wird gewarnt, obgleich er nach allgemeinem Glauben Asthma, veraltete<br />

Lues und Warzen heile. Ganz delikat ist das Fleisch der Schlangen, und<br />

wer es gegessen hat, zieht es jedem andern vor. Vor Aliem ist es ausserordentlich<br />

wirksam bei Herzkrankheiten, veralteter Lues, und ein unfehlbares Mittel im<br />

ersten Stadium der Elephantiasis. Der Kopf wird abgeschnitten und die Haut<br />

abgezogen. Das Fleisch der lebendige Jungen zur Welt bringenden Schlangen<br />

verdient vor dem der eierlegenden den Vorzug, und unter jenen liefert das<br />

schmackhafteste und heilkràftigste die Klapperschlange.<br />

In diesen Angaben des »Nationalkochs« sind thatsãchliche Erfahrungen und<br />

die leicht verstándlichen Gedankengànge des Volksglaubens wundersam vermischt.<br />

Den grõsseren Teil der aufgeführten Gerichte, wenn man von der langen Reihe<br />

einzelner Rezepte absieht, haben wir redlich durchgekostet, doch sind die wenigen<br />

Schlangen, denen wir begegnet sind, leider niemals in den Kochkessel gewandert.<br />

Für das Affenfleisch haben wir uns nicht recht begeistern kõnnen, obwohl<br />

der »Nationalkoch« für ein brasilisches Festdiner, «lautar brasileiro« vorschreibt:<br />

»man setze je einen Macaco an die vier Ecken der Tafel«. Unser Wildpret war<br />

eine Cebusart, ein graugelblicher und bràunlicher Geselle mit schwarzem Hinterhaupt<br />

und hehaartem Wickelschwanz. In Brehms Tierleben (I 49, 1890) wird<br />

»die so hàufig hervorgehobene Aehnlichkeit eines zubereiteten Affen mit einem<br />

Kinde« mit den Worten zurückgewiesen: «Dieser verbrauchte und gãnzlich<br />

unpassende Vergleich sollte endlich aus Reisebeschreibungen verschwinden, denn<br />

ungefáhr mit dem námlichen Rechte konnte ein gebratener Hase kinderàhnlich<br />

genannt werden; die Menschenãhnlichkeit des Affen liegt in seinen Bewegungen,<br />

nicht in seiner Kõrperform.« Warum so schroff? Wie ein Mensch aussieht, wissen<br />

wir Alie, und wir Alie sind thatsáchlich an ein Menschlein erinnert worden. Gern<br />

gestehe ich zu, dass wir, gewohnt, den Affen ais unsere eigene Karikatur zu<br />

betrachten, eine solche Aehnlichkeit zu finden vielleicht erwarten und sie deshalb<br />

zu überschãtzen geneigt sind. Im Uebrigen bedaure ich, dass ich keine Photographie<br />

von einem Affen vorweisen kann, der am Spiess steckt: aufrecht die<br />

Arme mit den fünffingrigen Hãnden schlaff herabhàngend, den schwarz verkohlten

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