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• M B - Brasiliana USP

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— 148 —<br />

geschátzten Jahú gefangen. Das hatte die Stimmung gehoben und wahrscheinlich<br />

auch den Puls. Wilhelm hat in seinem Tagebuch die auffallend niedrigen Pulszahlen<br />

verzeichnet, die man am 10. Dezember zufãllig beobachtet hatte, Vogel 44,<br />

Wilhelm und Perrot 56, Ehrenreich 60, Januário aber 76.<br />

Am 13. Dezember mussten wir unthátig liegen, da der Paranatinga bei andauerndem<br />

Regen 1 m hoch gestiegen war. Am 14. begann das Uebersetzen<br />

mit den Holzsátteln, die Gomez drüben, soweit mõglich, unter Ausrufen sachverstándigen<br />

Entsetzens zusammenflickte. Am 15. láchelte uns die Sonne, und<br />

am 16. schlachteten und assen wir auf dem Retiro einen einjáhrigen Ochsen,<br />

einen mamote (Sáugling); der würdige Gastfreund Veado kommandierte die gelehrten<br />

Herren in einer Weise zum Lassieren (wobei ich mir den kleinen Pinger<br />

fast ausrenkte), zum Herbeiholen grüner Zweige, zum Abháuten und Zerlegen,<br />

dass man sah, er war von dem unvernünftigen »Ew. Hochwohlgeboren« der ersten<br />

Begrüssung zurückgekommen.<br />

Der Pakúfluss machte es ziemlich gnádig, die Bruaken wurden hinübergetragen<br />

und gaben den Leuten ein angenehmes Gegengewicht gegen die Strõmung, wáhrend<br />

die nur mit der emporgehaltenen Kleidung belasteten, am schief eingestemmten<br />

Wanderstab daherschreitenden Doktores sich kaum getrauten, die schlanke Stütze<br />

von dem beweglichen Gerõllgrund zu lüften und einen Schritt weiter zu verpflanzen.<br />

Zu VogeTs Geburtstag am 17. Dezember zogen wir denn endlich allesamt<br />

in das Eldorado der Fazenda ein. Es entwickelte sich bald eine fieberhafte Gescháftigkeit.<br />

Antônio schleppte Holz herbei und briet Mandioka in der Asche;<br />

wir hatten ein Stàmmchen mit fast meterlangen Wurzeln erhalten. Perrot und<br />

Yogel veranstalteten ein Wettkochen, jener »Kartoffelpuffer« aus Mandioka d. h.<br />

nicht aus der giftigen, sondem aus der gutartigen »Aypim«-Wurzel, sagen wir<br />

Mandiokapuffer, dieser einen Schmarrn in Aussicht stellend. Manoel zerrieb die<br />

Manihot utilissima, Januário schlug Eier auf, Wilhelm schnitt Speckwürfel, Vogel<br />

rührte die Eier mit Maismehl an und Perrot bearbeitete in einer riesigen Kürbisschale<br />

seine Konkurrenzmischung, Ehrenreich holte Kaffee bei Donna Brasilina.<br />

Die Puffer siegten glànzend über den Schmarrn. Gaben doch zwei anwesende<br />

Rheinlánder das Gutachten ab, dass diese Mandiokapuffer die heimischen Reibkuchen<br />

übertráfen. Dem Wettkochen folgte ein Wett-, nennen wir es dem Leser<br />

zuliebe ein Wett-essen. Aber die Kehrseite der Medaille, die dem glücklichen<br />

Tage folgende tiefunglückliclie Nacht! Vergeblich hatte Ehrenreich gewarnt mit<br />

seinem früher so oft unangebracht zitierten Lieblingsspruch, Jesus Sirach 37,<br />

Vers 32—34: »Ueberfülle Dich nicht mit allerley niedlicher Speise, und friss nicht<br />

zu gierig. Denn viel Fressen macht krank, und ein unsàttiger Frass kriegt das<br />

Gnmmen. Viele haben sich zu Tode gefressen; wer aber mássig isset, der lebt<br />

desto lánger.«<br />

Am 18. und 19. Dezember schien die Sonne, Alies trocknete, die Bruaken<br />

derartig, dass sie nicht ausgepackt werden konnten, weil es unmõglich gewesen<br />

wãre, sie in der verschrumpelten Form wieder hineinzupacken. In der Xacht

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