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• M B - Brasiliana USP

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III. Jãgertum, Feldbau und „Steinzeit"-Kultur.<br />

Bevõlkerungszahl. Lage der Dorfer. Yereinigung von uraltem Feldbau und Weltanschauung des<br />

Jagertums. Jagd und Fischfang müssen den metalllosen Stámmen, für die der Ausdruck >Stcin/.cit«<br />

unzutreffend ist, die wichtigsten Werkzeuge liefern. Sleinbeilmonopol, Ziihne, Knochen,<br />

Muscheln, Federn. Aufzahlung der Nutzpflanzen und Verteilung nach Stámmen. Keine<br />

Bananen. Pflanzennamen ais Zeugen für stetige Entwicklung. Fehlen berauschender Mehlgetránke<br />

beweist, dass Einfachheit nicht gleieh Degeneration. Yereinigung von Jagd und Feldbau ermoglicht<br />

durch Arbeitsteilung der Geschlechter. Indianerinnen schaffen den Feldbau; sie erfinden die<br />

tõpfe zum Ersatz der Kürbisse; die Mãnner braten, die Frauen kochen. Durch fremde<br />

Frauen Kultur des Feldbaues, der Tüpfe, der Mehlbereitung verbreitet und nach Kriegen erhalten,<br />

namentlich durch Nu-Aruakfrauen.<br />

Die Bevõlkerung des Schingú-Quellgebiets mag ungefáhr 2500—3000 Seelen<br />

betragen. Ich bin nicht in der Lage, mehr ais eine ganz oberfláchliche Schátzung<br />

zu o-eben. Selbst in dem dritten Bakairídorf waren die jungen Frauen und<br />

Mádchen in den Wald gelaufen, ais wir ankamen. Meist kehrten die Flüchtlinge<br />

zwar allmãhlich zurück, doch wussten wir niemals sicher, ob wir die normale<br />

Anzahl der Bewohner vor uns sahen. Es kam auch umgekehrt vor, dass Besuch<br />

aus den benachbarten Ortschaften eingetroffen war, und die uns umgebende Gesellschaft<br />

zu zahlreich erschien. Die kleinsten Dorfer bestanden aus nur zwei<br />

Familienhàusern, die grõssten aus nahezu zwanzig. Es wird im Allgemeinen<br />

richtig sein, wenn man den Dõrfern je nach der Grosse eine Bevõlkerung von<br />

30 bis 150 und, wo es hoch kommt, bis 200 Bewohnern zurechnet.<br />

Nur die Trumaí und jenseit Schingú-Koblenz die Suyá wohnten am Flussufer.<br />

Es waren dies die streitlustigsten und unruhigsten Stámme; die Suyá<br />

konnten ais die Hechte im Karpfenteich gelten. Die Uebrigen sassen in stiller<br />

Sicherheit oft mehr ais zwei Wegstunden landeinwárts vom Fluss. Aber wáhrend<br />

der Fluss im Gebiet der Bakairí noch schmal war und sich in den letzten Katarakten<br />

austobte, wãhrend hier noch in der Landschaft dichte Kampwildnis mit<br />

sandigem Boden vorherrschte, entwickelte sich flussabwárts ein ausgedehntes Netz<br />

von Kanàlen und Lagunen, gestaltete sich dort für die Kenner der verschlungenen<br />

Wasserwege, in denen sich der Fremde nicht zurechtzufinden vermochte, der<br />

Verkehr nicht nur von Dorf zu Dorf, sondem auch vom Dorf zur Pflanzung<br />

mühelos und vielseitig, lohnte überdies ein reicherer Boden besser die Arbeit.<br />

Wollen wir das Schema Fischer und Jáger oder Ackerbauer anwenden, so<br />

müssen wir bei unsern Eingeborenen ein Mischverhàltnis feststellen. Die Jagd<br />

auf Sáugetiere trat bei den sesshaften Anwohnern des Flusses von selbst gegen<br />

den Fischfang zurück. Dieser war wichtig sowol für den Zweck der Ernáhrung<br />

ais für den der Yerwendung im technischen Bedarf. Felle boten keinen Nutzen,<br />

da man wãrmende Kleidung nicht trug; die Haut des erlegten Sáugetieres wurde<br />

gewõhnlich nicht abgezogen, sondem mitgebraten, und zwar bis zur Verkohlung,<br />

wo sie angenehm knusprig und salzig schmeckte. Die Jagd, ausser der eifrig<br />

gepflegten auf grosse Hühnervõgel und die sonstige Bewohnerschaft des Flusswaldes,<br />

gewàhrte nur Gelegenheitsbeute und hàtte, wenn sie ernster betrieben

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