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• M B - Brasiliana USP

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— 9 —<br />

l.in ganz bcsonders drastische- Beispiel dieser Yerhàltnisse trat in einer An-<br />

^ch genhcit zu Tage, die auf das Innig-te mit unserer ersten Expedition verknupft<br />

uai. Inserei militárischen Kdíorte waren zwei Hauptleute beigegebcn gewesen,<br />

llen Tupy und Herr Castro. Der Krstere war ais der Aeltere der Kommandant,<br />

cr hatte aber an der Expedition leider nur das persónliche Interc-sc gefunden,<br />

die ihm vom 1'nUulenten zur Ycrfügung gcstellten Gclder für seine Spiclschulden<br />

zu verwenden, aiistatl den Proviant und den Sold der Soldatcn zu bczahlen.<br />

Interwegs cntdecktcn wir, dass die Lebcnsmittel nur bis zum Paranatinga reichten,<br />

und da auch eine Anzahl Soldaten ganz unbrauchbar war, mussten wir Herrn Tupy<br />

mit einem Teil der Lente zurückscnden, wenn wir nicht da> übliche Schicksal der<br />

von Cuyabá ausgehenden Expeditionen teilen und unverrichteter Sache heimkehrcn<br />

wollten. So baten wir Herrn Castro das Kommando zu übernchmen, setzten die<br />

notwendige Scheidung in einer dramatisch bewegten Lagerscene cnergisch durch<br />

und vollendcten dann unsere Reise programmgemáss mit glücklichem Erfolg.<br />

I Icrr Tupy schlug nach seiner Rückkunft in Cuyabá einen furchterlichen<br />

I.arm, erklãrte uns in den Zeitungen für Schwindlcr, die sich für Mitglicder der<br />

»illustrissima sociedade de geographia de Berlim* ausgáben, in Wirklichkcit aber<br />

die Martyrios, die sagenhaften (ioldminen der Provinz, auskundschaften und au>beuten<br />

wollten, und klagte seinen Gefáhrten Castro des Yergehens der Insubordination<br />

unter erschwerenden Umstànden an.<br />

Wahrend der ganzen Zeit unserer Abwesenheit in Deutschland hat sich die<br />

lustige Geschichte fortgesponnen. Im Anfang war sie für Castro, der es seinerseits<br />

an kráftigen Krwiderungen nicht fehlen Hess, nicht ungünstig verlaufen, nahm<br />

jedoch bei dem Sturz der konservativen Partei eine ernsthafte Wendung, ais<br />

Herr Tupy plõtzlich einen Gesinnungswechsel verspiirte und sich zu den Ueberzeugungen<br />

der nenen Partei bekannte. Castro wurde vor ein Kriegsgericht gestellt;<br />

die von Tupy beigebrachten Zeugen erklárten eidlich, dass jener mit uns<br />

gemeinschaftliche Sache gemacht habe, um den kommandirenden Offizier aus dem<br />

Wege zu ráumen. Ueber mich selbst erfuhr ich aus den Akten, dass ich mit<br />

den Revolver in der Hand Herrn Tupy's Leben bedroht habe. Der Spruch des<br />

Kriegsgerichts lautete gegen Castro. Wir fanden ihn in Haft, doch war insofern<br />

noch nicht alie Hoífnung verloren, ais gerade mit dem Dampfer, mit dem wir<br />

gekommen waren, die Prozessakten zur letzten Entscheidung an den obersten<br />

Militair-Gerichtshof in Rio befõrdert werden sollten. Noch in der Nacht unserer<br />

Ankunft setzte ich mich hin und schrieb eine kurze klare Auseinandersetzung des<br />

wahren Saehverhalts, die mein Yetter Wilhelm und ich ais eine Erklárung an<br />

Eidosstatt unterzeichneten. Wir schickten dieselbe an die Deutsche Gesandtschaft<br />

in Rio mit der Bitte, sie dem Supremo Tribunal zu übermitteln. Ich füge schon<br />

hier an, dass wir nach der Rückkehr von der zweiten Expedition noch in Cuyabá<br />

von Herrn Grafcn DònhorT die Nachricht erhielten, Castro sei einstimmig freigesprochen<br />

worden, und dass er spáter, nachdem ich in Rio persõnlichen Bericht<br />

erstattet, verdientermassen auch dekorirt wurde.

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