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• M B - Brasiliana USP

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sich zweckbewusst zunàchst auch nur deshalb beschmierte, weil er Utilitarier genug<br />

war, solche Yorteile auszunutzen.<br />

Manche wollen aber von solchem Anfang Nichts hõren. Sie scheinen der<br />

Ansicht zu sein, dass dem Nützlichen etwas Geringzuschátzendes anhaftet. Warum,<br />

mõo-en die Gõtter wissen. Auch ich glaube, dass der Schmuck aus dem Vero-nüo-en,<br />

dass er wie Spiel und Tanz aus einem Ueberschuss an Spannkrãften<br />

hervorgeht, aber die Dinge, die man braucht, um sich zu schmücken, hat man<br />

vorher durch ihren Nutzen kennen gelernt. Wir kõnnen, sobald man sich zu<br />

schmücken beginnt, auch schon zwei Hauptrichtungen beobachten. Es giebt eine<br />

Eitelkeit, die sich auf Heldenthaten bezieht, die Eitelkeit der Jedermann zur Ansicht<br />

vorgehaltenen Bravouratteste, nennen wir sie die der Tropháe und des<br />

Schmisses, und es giebt eine zahmere Eitelkeit, die sich mit dem Eindruck<br />

durch schõne oder auch schreckliche Farben genügen lásst, nennen wir sie die der<br />

Schminke. Ueberall kõnnen wir bei unsern Indianern Methoden, die dem Nutzen,<br />

und solche, die der Verschõnerung dienen, eintráchtiglich nebeneinander im Gebrauch<br />

sehen, und wir haben allen Grund anzunehmen, dass jene die ãlteren sind.<br />

Das Haar. Die Haartracht der Mánner ist eine Kalotte mit Tonsur.<br />

Das Haar wird von dem Wirbel aus radienfõrmig nach allen Seiten gekámmt,<br />

fállt vorn auf die Stirn, reicht seitlich bis an das Loch des Gehõreingangs und<br />

hinten nicht ganz bis zum Halsansatz. Wáhrend die Suyá das Vorderhaupt kahl<br />

zu scheeren pflegen und die Tonsur des Aposteis Paulus besitzen, haben die<br />

Kulisehuindianer sámtlich die Tonsur des Aposteis Petrus, eine kreisfõrmige Glatze<br />

auf dem Scheitel bis zu 7 cm Durchmesser. Wenn der junge Bakairí Luchu in<br />

Vogel's braunem Lodenponcho stolzierte, sah er aus, wie ein Klosterschüler aus dem<br />

»Ekkehard«. Man hat geglaubt, die Indianer hatten die Tonsur von dem Beispiel<br />

der Patres entlehnt, was ihrer Sinnesart gewiss entsprechen würde, allein die<br />

Tonsur war vor den katholischen Priestern in Amerika. Sie ist bei den südamerikanischen<br />

Naturvõlkern ungemein verbreitet gewesen, und da die Portugíesen<br />

die Geschorenen von coroa, Krone, Tonsur, „Coroados" nannten, sind ganz ungleichwertige<br />

Stámme verwirrend mit derselben Bezeichnung bedacht worden.<br />

Pater Dobrizhoffer berichtet, dass bei den Abiponern von Paraguay die Tonsur<br />

ais Auszeichnung der hõheren Kaste galt. Hiervon war bei unsern Stámmen<br />

nicht die Rede. Jeder Knabe erhielt die Tonsur um die Zeit, dass er mannbar<br />

wurde, und Antônio erzàhlte mir, dass er geweint und sich sehr gestráubt habe,<br />

ais sein Vater ihm zum ersten Mal die Glatze schor. Der Gebrauch wurde mir<br />

ais uralte Sitte der Grossváter bezeichnet. Nicht immer war man sehr aufmerksam<br />

im Rasieren. Bei ãlteren Leuten zumal fand sich die Tonsur oft mit Stoppeln<br />

überwachsen; man kümmere sich weniger darum, hiess es, »wenn man alt wird<br />

und Yater und Mutter schon tot sind«.<br />

Bei den Bakairí wussten sich eitle junge Mánner auch durch hõlzerne Papilloten<br />

eine volle Lockenfrisur zu verschaffen. Kleine Stücke korkartigen Holzes, mit

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