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• M B - Brasiliana USP

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dass der farbige Schmuck zuerst nicht um der Farben willen auf den Kõrper gebracht<br />

worden ist. Da das, was ais Tropháe oder zu praktischen Zwecken aut<br />

dem Kõrper getragen wurde, sich thatsàchlich durch wechselnde Farben auszeichnete,<br />

die Wohlgefallen erregen mussten, so kam man von selbst dazu, sie<br />

auch um des Vergnügens willen anzuwenden, und von dieser Zeit an begann die<br />

früheste Unterscheidung durch Farbennamen; innerhalb deren wiederum wurde die<br />

erste Sicherheit gewonnen für die auch bearbeiteten Farben, wãhrend das Bedürfnis<br />

für die Unterscheidung von grün und blau noch durch vage Wõrter wie »perikitofarben«<br />

befriedigt wurde.<br />

Noch eins darf nicht vergessen werden. Der Indianer bildet keine Allgemeinurteile,<br />

wie »die Báume sind grün, der Himmel ist blau«. Nichts veranlasst ihn,<br />

diese ihm von der Aussenwelt gebotene Anschauung zu zergliedern, sie interessiert<br />

seine Person bei keiner Thátigkeit und ist ein selbstverstándlich Gegebenes, wie,<br />

dass das Wasser nass ist. Was ihn aber nach Farben zu unterscheiden interessiert,<br />

sind Tiere und Pflanzen. Hier liegt die Hauptverwendung der erworbenen<br />

Farbennamen und hier ist es nõtig zu verfolgen, wie er im eigenen Gebrauch<br />

mit den Farbennamen verfáhrt.<br />

Ich habe daraufhin die Liste der Tiernamen in dem Glossarium von Martius<br />

durchgesehen, in die einige 1300 aus der gesamten Literatur zusammengetragen<br />

sind. » Perikitofarben « cugui für »blau und grün«, wird nur ein einziges<br />

Mal bei einer Boa-Schlange verwendet, die Martius »viridis vel azureus Coluber<br />

aestivus L.« nennt. Die gewõhnlichen Unterscheidungen nach Farben, deren Zahl<br />

geringer ist ais man erwarten sollte, ist schwarz, weiss, rot und gelb; ich záhle,<br />

ohne auf absolute Genauigkeit Wert zu legen, 28 Võgel, 23 Fische, 9 Sáugetiere,<br />

4 Schlangen und 12 niedere Tiere, die nach jenen vier Farben unterschieden sind.<br />

Nun kommen aber noch zwei Wõrter für »bunt« vor, von denen das eine pinimu,<br />

mit dem Verbum »malen« gleichen Stammes, für 4 Fische, 3 Võgel, den Jaguar,<br />

1 Schlange, 1 Eidechse, 1 Krebs gebraucht wird, und das andere paragoa,<br />

schlechthin »Papagei« bedeutet und auch einen Papagei-Fisch und eine Papagei-<br />

Schlange liefert. Reines »grün« ist immer papagei- oder perikitofarben; wo ein<br />

»blau« zu bestimmen ist, wird das Tier auch mit dem Zusatzwort una (verbrannt)<br />

= schwarz oder dunkel versehen.<br />

Deutlicher kann es nicht ausgesprochen sein, dass sich die Indianer nur da<br />

zu einer scharf bestimmten Farbenunterscheidung veranlasst fühlen, wo es sich um<br />

die ihnen von den Farbstoffen her geláufigen Farbenqualitãten handelt, dass also<br />

die eigene Praxis, nicht der Farbensinn, das Material der fest abgegrenzten Begriffe<br />

liefert.<br />

Die Liste der Pflanzen namen von Martius, etwas über 1000 an der Zahl,<br />

bietet einen interessanten Vergleich. 8 Pflanzen erhalten das Prãdikat schwarz,<br />

7 weiss, 7 rot, 2 gelb. Dass bei den Pflanzen »grün« kein unterscheidendes<br />

Merkmal bildet, ist klar. Doch begegnen wir auch hier einmal dem bald mit<br />

grün, bald mit blau übersetzten çugui oder »perikitofarben«, und zwar entspricht

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