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• M B - Brasiliana USP

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— 464 —<br />

Ecke und murmelten auch zuweilen nicht ohne Andacht bal, bei, bil, boi, bul.<br />

Unter meinen sprachlichen Aufzeichnungen finde ich, dass die Bororó mir erzàhlten,<br />

»er lehrt die Jungen lesen«; der Satz lautet in wõrtlicher Uebersetzung,<br />

dem Sachverhalt genau entsprechend, »er lehrt die Jungen auf das Papier<br />

sehen«. Caldas hoffte jedoch, bald weiter zu kommen; die Jungen seien eine<br />

ungezogene Gesellschaft, die zunáchst Gehorsam lernen mussten. Er habe sie<br />

bisher mit einem Lineal auf die Finger geschlagen, wenn sie nicht aufpassten.<br />

Nun besitze er aber ein verbessertes System von „palmatorios"', die er uns auch<br />

in zwei Exemplaren vorwies. Sie sahen aus wie Holzlõffel, nur mit kreisfõrmig<br />

plattem Endstück, und dieses — hierin steckte die Verbesserung — war mit<br />

Lóchern siebartig durchsetzt. Die Luft pfeife durch die Lõcher und dadurch<br />

werde der Schmerz erhõht. Nun, ich hoffe, die neuen Palmatorios haben sich<br />

bewahrt und die Jungen sind mittlerweile mindestens bis zum xal, xel, xil, xol, .rui<br />

vorgedrungen. In unserer Zeit war das ganze Ergebnis immer nur dal, dei, dil,<br />

dol, dul.<br />

Die feindlichen Bruder. Am 9. April führte Arateba in der Betrunkenheit<br />

wieder eins seiner Spektakelstücke auf. Er reisst einer Witwe, die ihm nicht<br />

zu Willen sein will, zornentbrannt das Haus ein. Mit dieser Arbeit wird er auch<br />

leicht fertig, obgleich er bei jedem Ruck hintenüber zu schlàgen droht. Sein<br />

Bruder und zwei einsichtige Freunde nehmen ihn auf die Schultern und bringen<br />

ihn nach seiner Hütte. Dort hat er eine Viertelstunde das heulende Elend, rafft<br />

sich aber, nachdem man ihn mit kaltem Wasser übergossen, wieder auf und erscheint<br />

vor der Kommandantur. Wie im Kàfig ein brüllender Lõwe schreitet er<br />

auf und nieder, und fordert den Bruder, den er vor aliem Volk mit Schmáhreden<br />

überschüttet, zum Kampf heraus. Der Bruder springt auf ihn los und hüpft<br />

gebückt vor ihm eine Weile hin und her; dann umfassen sie sich mit wütenden<br />

Griffen. Arateba wird viermal auf den Boden geworfen. Da mischt sich Maria,<br />

ihre Schwester, entschlossen hinein und umschlingt ihn so kráftig, dass er sich<br />

nicht zu rühren vermag. Man führt die Bruder in verschiedenen Richtungen ab.<br />

Aus Arateba's Hütte schallt wüstes Zanken, wieder erscheint der schwankende<br />

Sàufer — er hat das reine Verbrechergesicht und obendrein den Kopf glatt geschoren<br />

— und dringt in die Hütte, wo man den Bruder versteckt hielt. Klatschende<br />

Schláge, tobende Stimmen, allgemeine Rauferei. Der aufgeregte Haufe, in dessen<br />

Mitte Mogoyukuri's Gestalt hervorragt, kommt nach draussen, mehrere ringen<br />

miteinander, Arateba liegt wieder auf der Erde, die Weiber stürzen sich nun mit<br />

Macht in das Getümmel, Maria überwàltigt den Betrunkenen, er wird weggeschleppt,<br />

Alies lacht, man geht zum Ranchão zurück und Mehrere sagen nicht mit Unrecht:<br />

„piga*) pega", »der Schnaps ist eine schlechte Sache«.<br />

Disziplin. Wie wãre es, wo solche Auftritte an der Tagesordnung waren,<br />

anders mõglich gewesen, ais dass auch eine schãdliche Rückwirkung auf die Sol-<br />

*) — portugiesisch pinga, Tropfen. Vulgãre Bezeichnung des Branntweins

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