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• M B - Brasiliana USP

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— 366 —<br />

von seinem Grossvater noch belehrt sein konnte, mittelbar bis zum Grossvater<br />

des Grossvaters zurück. Geben wir, der verschiedenen Lebenszeiten gedenkend,<br />

auch noch zwei Generationen mehr zu, so wird das Aeusserste von Glaubwürdigkeit<br />

zugestanden sein. Keiner unserer Indianer zweifelt daran, dass wir mit<br />

diesen Ahnen bei der Zeit anlangen, wo Keri und Kame die Sonne holten.<br />

Bakairí hat es zwar vorher schon gegeben und auch Kayabí waren bereits vorhanden,<br />

ehe der Himmel mit der Erde vertauscht wurde. So geneigt ich bin,<br />

von den guten Bakairí das Beste zu denken, so meine ich nach aliem, dass wir<br />

ihnen võllig gerecht werden, wenn wir sie seit undenklich langer Zeit am<br />

Paranatinga sitzen und sie dort die Kenntnis von Mandioka und Tabak gewinnen<br />

lassen.<br />

Sind nun Keri und Kame die Namen zweier bestimmten Háuptlinge,<br />

die vor einigen Jahrhunderten wirklich gelebt haben und denen man nun mit<br />

Uebertreibung das Verdienst zuschreibt, den Lauf der Sonne geregelt und den<br />

Bakairí und ihren Nachbarn Schlaf, Feuer, Flüsse u. s. w. verschafft zu haben?<br />

Die Geschichte unserer seit Jahrhunderten ais grosse Familien dahinlebenden Jágerstámme<br />

ist sehr wenig geeignet, Persõnlichkeiten zu erzeugen, deren Namen nicht<br />

vergessen werden konnten. Aber hiervon abgesehen, wáre nur der eine Name<br />

»Mond« vorhanden, so mõchte man noch an einen wirklichen Vorfahren dieses<br />

Namens denken kõnnen, aber dass wir nun gerade zwei mit dem Namen »Sonne«<br />

und *Mond« voraussetzen, sollen, ist etwas viel verlangt.<br />

Kõnnen wir denn Keri und Kame nicht für eine Personifikation von Sonne<br />

und Mond halten? Allein sie waren nicht Mond und Sonne oder Federbálle,<br />

sondem hiessen nur so; die Himmelskõrper Sonne und Mond sind nicht aus<br />

Bakáiríknochen entstanden. Nun, die áltesten Dinge und die áltesten Menschen<br />

gehõren zusammen; der Stammvater ist der natürliche Besitzer der Sonne. Mag<br />

ich ihn, um seinen Ursprung zu erkláren, aus irgend einem Material hervorgehen<br />

und ihn beleben lassen, zu personifizieren ist da nichts, sondem nur zu benennen.<br />

Die Person wird von dem geschichtlich ganz unbekannten, aber sicher<br />

vorauszusetzenden Begründer des Stammes ganz von selbst geliefert; es fragt<br />

sich also nur, woher der Name genommen wird.<br />

Es ist in erster Linie zu erwágen, ob die Namen nicht einen geographischen<br />

Sinn haben. Orientieren wir uns! Die Tõpferstãmme des Kulisehu sind in unsern<br />

Breiten die õstlichsten Vorposten der Nu-Aruak. Das máchtige Gros sitzt im<br />

Westen von dem Arinos, dem Nebenfluss des Tapajoz. Hier haben wir zunáchst<br />

im Quellgebiet des Arinos und Juruena die früher zahlreiche, aus vielen<br />

einzelnen Stámmen vereinigte Paressígruppe, von denen wir wissen, dass sie sich<br />

heute südwárts verschoben haben. Weiter nach Westen sind gewaltige Gebiete<br />

von Nu-Aruak besetzt. Die Paressí, die uns in Cuyabá besuchten, nannten die<br />

Sonne tamái und den Arinos ais den Fluss in Sonnenaufgang, der ihr Gebiet<br />

õstlich begrenzte, kame-uhína = Sonnen Fluss. Doch kann es irgend ein<br />

anderer Stamm der Paressígruppe, es kõnnen durchaus auch Vorfahren der heute

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