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• M B - Brasiliana USP

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durch ein paar elirgeizige Rackcr, die durchaus den andern vorauskommen wollten,<br />

demoralisirt: sie liefen im dichtern Kamp mit ihren Lasten gegen die Bàume<br />

an, dass die dürren Aeste krachten und die Gepàckstücke herabkollerten, und<br />

schlugen sich dann munter seitwàrts in die Büsche; die Leute mussten ihre Leder<br />

sãcke abwerfen, um die Flüchtlinge zurückzuholen, die überall verstreuten S.uhen<br />

und Riemcn zu sammeln und alies wieder aufzuladen, wozu aber jedesmal mindestens<br />

zwei Personen nõtig waren, da die beiden schweren Bruacas reelit- und<br />

links a tempo cingehàngt wurden. Nocli heute gedenke ich mit einem Gefuhl<br />

der Unlust eines Tages, wo die Yerwirrung sehr gross war und ich mich allein<br />

übrig sah, um sechs Maultiere eine endlos lange halbe Stunde durch den wüsten<br />

struppigen Busch vor mir her zu treiben. Im besseren Terrain verursachtc<br />

wiederum ihr Gelüste, frisches Gras zu fressen oder an den Mlattern der Akurí-<br />

Palmen zu rupfen, steten Aufenthalt. Allmàhlich indessen lernten die F.sel. wie<br />

sie durchweg genannt wurden, bessere Ordnung haltcn und in der wcglosen<br />

Wildnis jenseit des Paranatinga hatten wir eine zwar mehr und mehr abmagernde<br />

und mit Druckwunden behaftete, aber doch wohldisziplinierte Tropa.<br />

Hier bildeten Antônio, Wilhelm und ich die Avantgarde. Wir brachen<br />

eine halbe Stunde früher auf, suchten oder machten vielmehr den Weg, indem<br />

wir das Gestrüpp wegsàbelten und unausgesetzt alie drei markirten, d. h. rechts<br />

und links mit unsern Buschmessern Zweige kappten oder von dem Stamm ein<br />

Stiick Rinde wegschlugen, sodass der nachfolgende Zug stetig vorwàrts rücken<br />

und die Wegrichtung an den zersplitterten Aesteu und an den wcissen oder roten<br />

Schàlwunden der Bàume erkennen konnte. Waren wir an ein unüberwindliches<br />

Hindernis geraten, und hatten wir deshalb ein Stück zurückzugehen und einen<br />

nenen Weg zu suchen, so wurde der unbrauchbar gewordenc durch auffallig quergelegtes<br />

Strauchwerk versperrt, und der neue durch maehti^e SchaUtreifen<br />

geradezu reklamenhaft den Blicken empfohlen. Nicht immer wurden unsere<br />

Zeichen richtig gefunden oder die gute Madrinha hatte unbeachtet die Sperrung<br />

überschritten; dann rãsonnirte die ganze Gesellschaft über unser schlechtes<br />

Markiren und wir drei Holzknechte waren nachher sehr betrübt, weil wir im<br />

Schweiss unseres Angesichts das Beste gethan zu haben meinten. Uns zum<br />

Lobe muss ich erwàhnen, dass wir jenseit des Paranatinga unsere alten Marken<br />

von 1884 noch wiederfinden und ausgiebig benutzen, ja mehrfach noch deutlich<br />

die verschiedenen «Handschriften* unterscheiden konnten.<br />

Zuweilen hatten es wohl beide Teile an Aufmerksamkeit fehlen lassen.<br />

Zumal im guten Terrain. Denn es ist ja kaum zu glauben, in welchem Masse die<br />

gleichmàssig Dahinmarschierenden von stillem Stumpfsinn erfasst werden kõnnen.<br />

Die ganze Natur schlàft in Hitze und Dürre. Der viele Staub, den man schlucken<br />

muss, trocknet Lippe und Zunge aus, die Schnurrbarthaare sind durch zàhen Teig<br />

verklebt und die Zàhne haben einen Ueberzug davon, dass man wie auf Gummipastillen<br />

kaut, der Gaumen verschmachtet. Man duselt und die Andern duseln<br />

auch und die Tiere duseln; das fluchende «anda, diavo* wird seltener und

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