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• M B - Brasiliana USP

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waren wir plõtzlich nicht mehr vorhanden, sie richteten sich hàuslich bei dem<br />

Fazendeiro ein, der ihnen gern — es konnte ja angeschrieben werden — Alies<br />

lieferte. Die Frauen fanden leicht Jemanden, der sie aufnahm. Frau Rosa erklárte<br />

ihrem Gatten, sie bleibe bei dem Arriero Mandú. »Mandú giebt mir<br />

Essen, Beil, Hut, Messer, Reis, Bohnen, Palmnüsse, Bananen« und weiter in<br />

langer Aufzáhlung. Das dünkte Antônio denn doch offenbar wider die Absprache,<br />

er war verstimmt und kaufte sich auf der nãchsten Fazenda eine Flasche Schnaps,<br />

die ihn trõstete. Indessen darf ich gleieh anfügen, dass er seinem Schicksal<br />

nicht entging. Anderthalb Wochen spáter meldeten sich die beiden Jünglinge<br />

und Rosa mit Kind in unserm Hause. Sie sahen alie sehr schlecht aus und<br />

husteten. Die Widerstandsfáhigkeit der Indianer, sobald sie nicht auf ihre gewohnte<br />

Art leben, ist unglaublich gering. Maria sei zurückgeblieben und habe<br />

sich verheiratet. Parikudo und Lekupatscheba machten dem Pràsidenten und<br />

Donna Carmina ihre Aufwartung und waren von dem Erfolg befriedigt. Sie<br />

spazierten nun, noch ein wenig schàmig, aber doch sehr vergnügt durch die<br />

Strassen, barfuss, Strohhütchen auf den dieken Kõpfen, in weissen Leinenbeinkleidern<br />

und schwarzseidenen Jackets mit Uhrketten.<br />

Rosa blieb bei Antônio. Hoffentlich ist sie mit ihm in dem von ihrer<br />

Heimat recht weit entfernten Paranatingadorf glücklich angekommen und hat<br />

ihr Junge mit der durchbohrten Unterlippe inzwischen ein Brüderchen erhalten,<br />

dem die Nasenscheidewand durchstochen wird.<br />

Ich kann nicht besser abschliessen ais mit dieser aussichtsvollen Vereinigung<br />

von Bakairí und Bororó, der Stámme, die uns am meisten beschàftigt haben.<br />

Ueber das kleine Familienbildchen hinaus freilich erscheint die Zukunft der<br />

beiden Stámme in trübem Lichte. Ob die politische Umwálzung in Brasilien zu<br />

ihrem Vorteil ausschlàgt, vermag ich nicht zu beurteilen. Vielleicht ist ihrer<br />

Erdenlaufbahn durch die neuen Verháltnisse, bei denen gerade das Militar stark<br />

beteiligt ist, eine kurze Gnadenfrist gewãhrt. Danach aber werden sie ebenso<br />

zu Grunde gehen, wie der Wildstand in der Umgebung aufblühender Industriestãdte.<br />

Wer an die Moglichkeit glauben konnte, dass sich der Wisent im Wald<br />

von Bialowicza von selbst in ein Hausrind umwandle, der würde kaum weniger<br />

thõricht sein ais Jemand, der zu der innern Umwandlung durch die Katechese<br />

in einer brasilischen Soldatenkolonie Vertrauen hãtte.<br />

Am 24. April trafen wir wieder in Cuyabá ein. Hier lõste sich die Expeditionsgesellschaft<br />

auf. Vogel war überhaupt nicht mit uns zurückgekehrt;<br />

er hatte vom S. Lourenço aus mit dem Kapitàn Serejo einen geographischen<br />

Aufklárungsritt in der Richtung nach St. Anna de Paranahyba unternommen, um<br />

einen kürzeren Weg ais den bisher üblichen zwischen diesem Orte und der<br />

Hauptstadt festzulegen. Wilhelm und ich verliessen Cuyabá mit dem Maidampfer,<br />

wãhrend Vogel mit einem spàteren folgte und Ehrenreich, der noch ein Jahr<br />

in Brasilien verweilen wollte, mit den stets getreuen Kameraden Carlos und Peter<br />

über Land nach Goyaz zog und hier seine Fahrt den Araguay hinab unternahm.

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