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• M B - Brasiliana USP

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— n6 —<br />

Wir fanden vier Hütten und den ortsüblichen Vogelkáfig, in dem eine gewaltige<br />

Harpye gehalten wurde. Man schien uns noch nicht erwartet zu haben;<br />

einige Personen redeten uns an und liessen uns auf Schemel niedersitzen, aber<br />

erst nach geraumer Weile, nachdem eine grõssere Gesellschaft, Mánner und Frauen<br />

von der Pflanzung heimgekehrt war, spielte sich die eigentliche Empfangszene<br />

ab. Die Reden fielen uns sowohl durch ihre Lánge wie durch ihren litaneienhaften<br />

Ton auf, sie waren auch von lángeren, unerfreulichen Pausen unterbrochen.<br />

Schliesslich rückten auch Getránke und Zigarren an, und ais wir den Wunsch<br />

nach Mangaven aussprachen, wurden sie in grosser Menge herbeigebracht. Diese<br />

Früchte hatten hier bei Weitem den grõssten Wohlgeschmack.<br />

Die Kamayurá sprachen einen echten Tupídialekt, die von den Jesuiten<br />

ais Lingoa geral verbreitete Sprache der alten Küstenstámme, die mit dem<br />

Guarani der Paraguayer nahezu identisch ist. Sie hat das Gros aller von den<br />

Einheimischen übernommenen Namen geliefert. Ais wir nun in der Unterhaltung<br />

feststellten, dass wir eine Menge von Namen für Tiere, Pflanzen und Geráte, was<br />

gleich für die Beijús und Mangaven {beija, mangáb) zutraf, mit dem Kamayurá<br />

gemein hatten, war das Entzücken gross.<br />

Ein Flõtenhaus gab es in diesem Dorfe nicht. Zum ersten Mal geschah<br />

es, dass uns eine bewohnte Hütte, deren eine Hálfte man frei machte, zum Aufenthalt<br />

angewiesen wurde. Man war dort beschàftigt, auf einer Beijúschüssel<br />

grosse geflügelte Ameisen zu rõsten; sie schmeckten knusperig und zart, áhnlich<br />

wie gebrannte Mandeln oder Nüsse; ohne zu wissen, was ich verspeiste, würde<br />

ich nicht an Insekten gedacht haben, da der Geschmack nichts Widerliches oder<br />

Weichliches enthielt.<br />

Einen halben Kilometer westlich befand sich ein zweites Dorf, sieben Háuser<br />

und eine angefangene Festhütte. Es lag am nãchsten der schõnen Lagune der<br />

Kamayurá. Von dem Platz aus hatte man einen reizenden Fernblick über üppiges<br />

Schilfrohr hinüber auf das von der Sonne beschienene blaue Wasser. Dort begrüsste<br />

uns der Háuptling Akautschikí, der an einer Kniegelenkentzündung Htt<br />

und auf eine Suyákeule gestützt herankam. Es wurden uns zwei Jaguar- und<br />

zwei Vogelschemel hingesetzt. Wieder wurde unser Sprachschatz aus der Lingoa<br />

geral mit dem der Kamayurá verglichen; unsere Gastfreunde erklárten uns<br />

für ihre Brüder und bekráftigten ihre Worte mit der für dieses Verwandschaftsverháltnis<br />

am Schingú üblichen Geberde, dass sie sich auf den Nabel deuteten.<br />

In den Háusern fanden wir eine Anzahl Tanzmasken sowohl aus Holz wie aus<br />

Baumwollgeflecht. Wurfhõlzer waren ebenfalls überall vorhanden. Nirgendwo<br />

sahen wir -so schõnen Tanzschmuck, sie hatten práchtige Federdiademe und<br />

Federbãnder, eine Art Federmantel und mit Fischzáhnen verzierte Tanzstábe.<br />

Ais wir den 22. Oktober an dem schõnen Sandstrand der Lagune badeten,<br />

traf einmal wieder eine bõse Nachricht ein, welche die Gesellschaft in Aufregung<br />

versetzte: zwei Trumaí seien angekommen und hatten neue Unthaten der Suyá<br />

gemeldet. In der Geschichte, die uns zum grõssten Teile dunkel blieb, spielte

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