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• M B - Brasiliana USP

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wie ein Küken gesund umhcrliefc, aber es blutet uiul schwcbt in Gefahr, da es<br />

ja nicht einmal abgebunden wird. Die Sache ist gar nicht so scltsam, wenn the<br />

Mutter nur ais Brutmaschine aufgefasst wird. Schon wáhrend der Schwangerschaft<br />

(vgl. Ploss, Das Kind, II. Kap., 7) fastet der Vater vielfach und vermeidet<br />

schwere Arbeit, um dem Kinde nicht zu schaden. Aber nach der Geburt<br />

fuhlt er sich mindestens bis zu dem Augenblick, dass der Rest der Nabelschnur<br />

abfállt, noch in thatsáchlichem «Zusammenhang» mit dem Kinde, und mindestens<br />

wãhrend der Tage, dass das Leben des kleinen Vaters sichtbarlich gefahrdet erscheint,<br />

muss Diãt eingehalten und nichts gegessen werden, was der eine Teil<br />

nicht vertragen kann. Es ist auch durchaus nicht unumgánglich notwendig,<br />

dass die Entbindung im Beisein des Vaters stattfindet, damit er zum Fasten gezwungen<br />

werde, und so kann das Bedürfnis seiner Anwesenheit auch nicht der letzte<br />

Grund der Sitte sein. Wie zitiert, holten die Inselkaraiben ihre Couvade noch einen<br />

Monat spáter nach. Bei den Ipurina am Purus kommt die Frau, von einigen<br />

ãlteren Weibern unterstützt, in einer Waldhütte nieder und kchrt erst »vier oder<br />

fünf Tage spáter« zu dem Manne zurück, der jetzt erst das Kind sehen darf und<br />

wáhrend dieser Zeit strenge Diãt halten musste«. Noch ein ganzes Jahr lang<br />

darf der Mann weder Schweine- noch Tapirfleisch geniessen. Ehrenreich, der<br />

dies berichtet, fügt hinzu: »ein wirkliches ,Mánnerkindbett' ist nicht üblich.«<br />

Nun, doch wohl nur insoweit nicht, ais der Vater nicht in der Hãngematte zu<br />

liegen braucht, was, wenn es nicht nur eine Nebenerscheinung ist, jedenfalls eine<br />

der unwichtigsten Kurvorschriften ist. Dass falsche Nahrung für das Kind in<br />

erster Linie schàdlich ist, weiss auch der Indianer, und darum ist es das Wichtigste,<br />

Diát zu halten. Alies Andere ist mehr oder minder nur Beiwerk. Entscheidend<br />

ist endlich das Verhalten der Bororó. Die Mutter kommt im Walde nieder, und<br />

der Vater, der niemals dabei ist, fastet nicht nur, er nimmt auch, wie wir von<br />

dem darob hocherstaunten Apotheker der brasilischen Militárkolonie erfuhren,<br />

wenn das Kind krank ist, die Medizin ein, die ihm für das Kind übergeben<br />

wird.<br />

Das Verhalten der Mutter kann, wáhrend alie Stámme für den Vater ein<br />

gleiches Verfahren einschlagen, recht verschieden sein, je nachdem sie ais mehr<br />

oder minder leidend erachtet wird. Sie geht ihren Gescháften wieder nach, soweit<br />

sie die Kraft fühlt, und sãugt das Kind, aber damit ist es auch genug. Zwischen<br />

Vater und Kind besteht keine mysteriõse Wechselbeziehung, das Kind ist eine<br />

Vervielfachung von ihm, der Vater ist doppelt geworden und muss sich für die<br />

unbehülfliche, unvernünftige Kreatur, die seine Miniaturausgabe darstellt, selbst wie<br />

ein Kind verhalten, das nicht Schaden nehmen darf. Gesetzt das Kind stürbe<br />

in den ersten Tagen, wie konnte der Vater, der von solcher Anschauung erfüllt<br />

ist und schwer verdauliche Sachen gegessen hat, zumal alie Krankheit durch<br />

Schuld eines Anderen, entsteht, zweifeln, dass er selbst die Schuld trage?<br />

Was wir »pars pro toto« nennen, beherrscht den Volksglauben überall in Betreff<br />

des Hexen- oder des Heilzaubers, obwohl ich nicht glaube, dass der Zaubernde

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