10.10.2013 Aufrufe

• M B - Brasiliana USP

• M B - Brasiliana USP

• M B - Brasiliana USP

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

- 38 -<br />

widerlichen Fettes; junge Tiere sollen nicht so übel sein. Gebratener Rüsselbar<br />

hat einen angenehmen Wildgeschmack.<br />

Yogel kamen nur selten zum Schuss, hier und da eine der Rebhuhnarten<br />

oder eine Taube oder ein Papagei. Sie ziehen die Flusswaldung vor.<br />

Schildkrõten waren ziemlich selten, doch natürlich stets willkommen, besonders<br />

stàrkere weibliche Exemplare, die runde Eier bis fast zur Grõsse mittelgrosser<br />

Apfelsinen beherbergten. Am Rio Manso assen wir auch in den Schuppen<br />

gerõsteten Alligatorschwanz; das fischweisse, in dieken Lãngsbündeln geordnete<br />

Fleisch war etwas záh, aber wohl geniessbar und wurde von den Einen ais íisch-,<br />

von den Andern ais krebsartig betrachtet und der Abwechslung halber unserer<br />

Carne secca vorgezogen. Leguane gab es erst spáter auf der Flussfahrt. Von<br />

Fischen habe ich des Dourado, Pakú, Jahú, der Piranha, der Piraputanga zu<br />

gedenken, von denen die ersteren wáhrend der Ruhetage am Rio Manso zum<br />

Teil geschossen wurden; den Matrinchams des Paranatinga habe ich die verdiente<br />

ehrenvolle Erwàhnung schon früher angedeihen lassen. In den kleineren Gewàssern<br />

der Hochebene war wenig Gelegenheit zum Fischen geboten; die fingerlangen<br />

Lambarés wurden mit etwas Farinhakleister von den Leuten gelegentlich<br />

mehr zum Vergnügen geangelt. Und die wenigen Fische bissen auch nicht einmal<br />

an; der Grund dafür, den einer unserer Mulatten entdeckte, wàre eines Irishman<br />

würdig gewesen: «weil sie die Angel nicht kennen«.<br />

Eine grõssere Anzahl von Menschen rein auf die Jagd angewiesen, würde<br />

im Sertão schweren Entbehrungen ausgesetzt sein, selbst wenn sie sich an einem<br />

günstigen Platz festsetzte. Gleichzeitig aber in regelmàssigem Marsch vorrücken<br />

ist unmõglich. Das Land ist trotz der gegenteiligen Behauptungen der Matogrossenser<br />

ais verháltnismãssig jagdarm zu bezeichnen, doch mõgen sich ein paar<br />

Leute mit guten Hunden und einigem Salzvorrat, sofern sie nicht an eine strikte<br />

Route und an eine bestimmte Zeit gebunden sind, recht wohl durchschlagen kõnnen.<br />

Von vegetabilischen Nahrungsmitteln wird ausser dem bereits besprochenen<br />

Früchten nur Palmkohl von der Guariroba — chininbitter — und Akurí geboten.<br />

»Palmwein« haben wir nur einmal getrunken; wir fàllten eine Buriti, die in der<br />

Hõhe — 17 m der Stamm, 2 m (Stiel 0,35 m + Fàcher 1,65 m) das Blatt —<br />

19 m mass und einen Umfang von 1,2 m hatte, und schlugen mehrere Trõge in<br />

den stahlhart klingenden Stamm, wobei zwei Beilgriffe zerbrachen. Aus den<br />

graurõtlichen Gefássbündeln floss, in den oberen Trõgen nur sehr spãrlich, ein<br />

sanftes Zuckerwasser, das allmãhlich einen Geschmack von Kokosmilch annahm<br />

und ausgetrunken wurde, ehe Gãhrung eintrat.<br />

So glaube ich, den hervorragendsten Genüssen, die das Lagerleben bot, gerecht<br />

geworden zu sein. Ais gewissenhafter Chronist erwãhne ich auch Perrofs Geburtstagsfeier<br />

am 14. August: wir vier brachten ihm schon vor Tagesanbruch<br />

einen solennen Fackelzug mit obligater Musik dar, das heisst ein Jeder, der noch<br />

herrschenden Nachtzeit angemessen gekleidet, trug eine brennende Kerze, ich blies<br />

auf meinem Signalhõrnchen, Vogel und Ehrenreich pfiffen auf einem Jagdflõtchen,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!