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• M B - Brasiliana USP

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— 104 —<br />

Die beiden Bakairí richteten sich mit mir hàuslich in der Festhütte ein.<br />

Wir blieben dort unbelàstigt zur Nacht, nachdem ich noch einen inspizierenden<br />

Gang durch etliche Wohnungen gemacht hatte.<br />

Das Flõtenhaus war 13 Schritte breit, 22 Schritte lang und 5 m hoch. Es<br />

hatte zwei Thürõffnungen nebeneinander, beide àusserst niedrig und jede vier Schritt<br />

lang; draussen lag ein langer Buritístamm. Drei máchtige Pfosten stützten das<br />

Dachgebálk; ihnen entlang war ein leiterartiges Gestell horizontal befestigt, an<br />

dessen senkrecht stehenden, angebundenen Sprossen zwanzig Masken, einige Strohbehànge<br />

und ein 60 cm langes, schwarz und rot bemaltes Schwirrholz von der<br />

Form einer Schwertklinge herabhingen.<br />

Auf dem Boden vor dem Mittelpfõstchen, das die beiden Thürõffnungen<br />

trennte, und ebenso rechts von dem Eingang, befanden sich zwei aus der Erde<br />

aufgewõlbte Hautreliefs, Leguane darstellend, 1 m lang, 8 cm hoch. Diese zierlichsten<br />

aller Mounds waren im allgemeinen sehr gut modelliert, nur der Kopf<br />

von ziemlich roher Ausführung. Gegenüber dem Eingang war auf dem Dorfplatz<br />

vor kurzem Einer begraben worden; dort lag ein Reisighaufen, in dem es von<br />

dieken Kàfern und Fliegen wimmelte. Man sah auch in der Erde Oeffnungen<br />

von Kanãlen, aus denen die Tierchen von ihrem Gastmahl zurückkehrten.<br />

Am nãchsten Morgen wurde der Friede leider dadurch gestõrt, dass man<br />

mir, ais ich in den Hütten abwesend war, im Flõtenhaus meine Gürteltasche entleerte.<br />

Ich vermisste, was mir sehr schmerzlich war, den Kompass, ferner eine<br />

chirurgische Scheere, ein kleines Jagdhõrnchen, eine Schachtel mit Pfeffermünzplãtzchen<br />

und dergleichen mehr. Zugleich war die Gesellschaft so habgierig und<br />

bedràngte mich so gewaltsam, dass ich einsah, ich müsse ein Exempel statuieren<br />

und dürfe mir den Diebstahl nicht gefallen lassen, wenn ich das in meiner Lage<br />

unentbehrliche Ansehen behaupten wolle. Ich beklagte mich also, nannte sie<br />

schlecht, »kurápa«, und verlangte meine Sachen zurück. Unter lebhaften Beteuerungen<br />

ihrer Unschuld entfernten sie sich; vielleicht sei ein Kamayurá, der<br />

eben angekommen wãre, der Tháter.<br />

Zwei Stunden vergingen. Alie fünf oder zehn Minuten kam einer hereingekrochen,<br />

wurde aber von mir sofort zur Thüre geleitet und bedeutet, zu<br />

suchen; er steUte sich dann draussen hin und hielt in einem Tone, ais kõnne er<br />

kaum das Weinen unterdrücken, eine laute Ansprache über den Platz, die von<br />

den Hütten aus, am erregtesten von Seiten der Weíber. mit vielem Geschrei<br />

beantwortet wurde. Eine Schale Mandioka-Getrãnk wies ich finster zurück. Ganz<br />

allmáhlich und in langen Zwischenpausen erschienen die, fehlenden Gegenstànde.<br />

Einer brachte die Scheere, ein anderer das Jagdhõrnchen und fünf oder<br />

sechs ebenfalls in grossen Pausen je ein Pfeffermünzplàtzchen, was ich alies auf<br />

den Boden legen Hess und nicht eher anzunehmen erklárte, ais bis auch nicht<br />

ein Stück mehr ausstehe.<br />

Leider erschien das Wichtigste nicht, der Kompass. Nun ging ich gerade<br />

hinüber nach der Hütte des dieken alten HàuptHngs und klagte dort; er ent-

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