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• M B - Brasiliana USP

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— 507 —<br />

die Sachen ringsum tanzend und immer bald recht- bald links zur Seite tretend<br />

in die Flammen. Mittlerweile — und da- war meines Frachten- da- Merk<br />

würdigstc des ganzen Schauspieb — kurierten die beiden alten Toten eine<br />

kranke Frau, die sich, ich wcis- nicht wie, plõtzlich eingefunden hatte. Sie<br />

bliesen sie an und gaben ihr wohl die trõstliche Versicherung, das- sie noch<br />

nicht so bald geholt werde. Mehrere liefen zum nahen Fluss und warfen dort<br />

Messer und Beile hinein. Coqueiro richtete das Feuer, Tanz und Ge-ang hórten<br />

auf, die Federschmucke wurden neben das Feuer gelegt und der Grunc legte<br />

seine Guirlanden hinzu, die Baris hockten in einer Reihe hintereinander und wurden<br />

mit Wasser begossen. Sogleich darauf grosser Lárm; der Hund eines Soldaten<br />

hat ein Kind gebissen, Moguyokuri, noch mit Lehm beschmiert, geht wutcnd auf<br />

den Besitzer los, der zu seiner eigenen Sicherheit in Arrest wandcrt; damit i-t<br />

der Háuptling befriedigt und verschliesst mit seiner Hand den Mund der keifenden<br />

Mutter, die nun stumm, aber vergnügt grinsend und die Zunge au—trcckcud abgcht.<br />

In der folgenden Nacht ununterbrochencs Xrócsingen bei den Indianern:<br />

Niemand blieb in den Hütten oder im Ranchão; Mãnner, Weiber, Kinder waren<br />

draussen. Ununterbrochencs Musjzieren, Tanzen, Lachen und Plàrren bei den<br />

Soldaten. Herrlicher Mondschein. Des Osterfestes erste Feierstunde sah gar<br />

wundersame Kontraste unter den Gruppen der Bcstattung und der Auferstehung.<br />

Am Morgen betrat, Moguyokuri an der Spitze, ein langer Zug den Ranchão,<br />

alie mit grünen Zweigen in den Hánden, in der Mitte der Bruder der Toten<br />

mit der viereckigen Korbtasche, die die in der Frühe ausgegrabenen und gerei<br />

nigten Skelettteile enthielt. Der Korb wurde auf eine Matte gelegt, vier<br />

Mánner nahmen sich den Schàdel und den Unterkiefer heraus, die blank und<br />

weiss wie die schõnsten Pràparate atissahen, und gaben sich daran, sie sowie<br />

eine neue Korbtasche mit Federn auszuschmückcn. Moguyokuri sas- auf einem<br />

Jaguarfell in voller Gala, Haar und Haut rot ge-ehminkt, uni die Hüfte einen<br />

Akurípalmzweig geschlungen, auf den Schultern schwarzblaue Mutungfedern an<br />

geklebt, die gelbrothen Lappen von Tukanfedern von den Ohren herabhángend,<br />

den schõnsten Paríko auf dem Haupt, im Loch der Unterlippe die Mtischelkette.<br />

Neben ihm standen vier mit den Paríkos geschmückte Medizinmánner, die eifrig<br />

die Rasselkürbisse schüttelten und im Takt stampfend auf- und nicdersprangen,<br />

die Augen geschlossen. Der ganze Ranchão war mit Menschen, hauptsáchlich<br />

Frauen und Kindern, gefúllt; sie sangen mit und klatschten taktgema— in die<br />

Hànde. Mehrere der Frauen traten an den Knochenkorb heran, und legten die<br />

Hand darauf; die Aelteste ritzte sich die Arme mit Glasscherben in schnellen<br />

scharfen Schnitten, das Blut trõpfelte auf die Hànde der Anderen und farbte<br />

das Palmstroh der Korbtasche.<br />

Von den jungen Mánnern in der Mitte wurde zuerst der Unterkiefer mit<br />

Iruku bestrichen und mit weissen Flaumfederchen umhüllt. Neben sich auf der<br />

Matte hatten sie Urukúfarbe in einem Gürteltierschild, einen kleinen Topf mit<br />

Fischõl, eine Muschel mit Klebharz, eine Matte mit losen weissen und eine

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