10.10.2013 Aufrufe

• M B - Brasiliana USP

• M B - Brasiliana USP

• M B - Brasiliana USP

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

— 184 —<br />

Ueberall fand sich das tierische Material. Es gab Hornperlen, Knochenperlen,<br />

diese auch in Stãbchenform, sie wurden bald vereinzelt aufgehangt, bald<br />

zu ganzen Ketten vereinigt besonders Affen- und Jaguarzáhne. Vgl. das Bild des<br />

Auetõ-Háuptlings Seite 108. Wir erhielten bei den Nahuquá eine Kette mit Jaguarzãhnen<br />

und bunten Federchen. Die Trumaí schãtzten Kapivara-Záhne. Bei den<br />

Mehinakú gab es besonders reichlichen Kinderschmuck, mit dem die Sáuglinge<br />

bündelweise behangen waren: ausser dem Uebrigen, zumal AfTen-Záhnen, Záhne<br />

der Jaguatirica (Felis mitis), Fischwirbel, Knochen vom Bagadú-Fisch, einmal ein<br />

mãchtiges schwarzes Kãferhorn. Auch Klauen vom Tapir (Kamayurá), Jaguar<br />

und Hirsch.<br />

Hiermit werden die wesentlichsten Bestandteile des Kettenschmucks wohl<br />

aufgezàhlt sein, in dem spáteren Kapitel über die Plastik unserer Indianer komme<br />

ich auf Einzelnes noch zurück, insofern auch allerlei Figuren geschnitzt und<br />

geschliffen wurden.<br />

Inwieweit den einzelnen Dingen nützliche und heilsame Wirkungen zugeschrieben<br />

wurden, vermag ich nicht zu sagen. Dass der »Schmuck« vielfach<br />

»Talisman« war, geht daraus hervor, dass, wie erwáhnt, die Kinder und<br />

Schwangeren am meisten behángt waren. Wenn die Reste einer Zündholzschachtel<br />

umgehàngt wurden, so wird dies auch nicht aus dem Schónheitsgefühl entsprungen<br />

sein. Die Grasperlen der Bakairí waren zierlichen Fischknóchelchen áussserst áhnlich,<br />

ich erhielt eine solche Kette aber nur mit grõsster Mühe; sie war in den Augen<br />

ihres Besitzers entschieden »schõnen ais die mit Fischperlen, weil sie seltener war.<br />

Anstreichen und Malen. Warum streichen sich die Indianer mit Oelfarbe<br />

an, sei es nun mit schwarzer, wie die Einen, die den Orléansstrauch weniger<br />

pflegen, oder mit roter, wie die Anderen vorziehen? Den Feind durch Prunk<br />

und Entstehung zu schrecken? Das ist gewiss eine nützliche Anwendung, aber<br />

doch nur für diesen bestimmten Fali.<br />

Sollte durch die Freude an der Farbe Alies erklárt werden? Dann sind<br />

wir genõtigt, auch die Freude am Schwarzen ais eine ursprüngliche Lustempfindung<br />

anzuerkennen. Dann mussten wir mit Erstaunen feststellen, dass unsern Stámmen<br />

ein z. B. in Polynesien so ausgiebig benutztes, für solchen Zweck selbst in dem<br />

relativ blumenarmen Flusswald reich bestelltes Fundgebiet der Natur entgangen<br />

ist — nicht Mann, nicht Weib schmückte sich mit Blumen. Die einzige Frage,<br />

glaube ich, die Antônio aus eigener Initiative an mich gerichtet hat, war in Cuyabá<br />

die: »warum tragen die Frauen Blumen im Haar?« Der Gedanke, dass es geschehe,<br />

um sich mit bunten Farben zu schmücken, lag seiner Seele himmelfern. Nein,<br />

die bunten Papageifedern sind zum farbigen Schmuck erst geworden; zuerst war<br />

das Vergnügen an der Jagd oder dem Tierleben und die Prahlerei mit der Jágergeschicklichkeit<br />

wirksam und dann erst kam die Sinnenfreude zu ihrem Recht.<br />

Ich habe in meinem Tagebuch jeden Fali von Kõrperbemalung eingetragen<br />

und feststellen kõnnen, dass es hier noch heute zwei Arten des Kõrperbemalens

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!