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• M B - Brasiliana USP

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— 382 —<br />

Das Reh hatte Durst und suchte sich Wasser. Da fand es den Bagadú (in<br />

einem Seitenarm des Flusses, wo er bei hohem Wasserstand hineingegangen war<br />

und jetzt bei niedrigem nicht mehr herauskonnte). Der Bagadú lag auf dem<br />

Trocknen und schnappte nach Luft. Da sagte er zum Reh: »Trag mich!<br />

Flicht eine Bastschlinge, um mich zu tragen.« Nachdem das Reh sie aus<br />

Embira geflochten, packte es den Bagadú auf seinen Rücken und brachte ihn<br />

zum Abhang des Beijú-Flusses. »Hier mõchte ich gern ausruhen,« sagte es,<br />

(Das Reh fürchtete sich, auf den Grund des Flusses hinunterzugehen.) Der<br />

Bagadú aber hatte keine Lust. So sprachen sie und schritten den Abhang hinab.<br />

Unten stürzten sie sich in den Fluss. Das Reh fühlte sich wohl in den Wellen.<br />

So nahm der Bagadú das Reh mit zu seiner Wohnung. Ais sie angelangt<br />

waren, trank das Reh Pogu. Auch ass es Beijú. (Beides waren ihm noch<br />

unbekannte Genüsse.) Der Bagadú nahm das Reh mit auf die Mandiokapflanzung;<br />

es lief hinter ihm drein. Ais sie die Mandioka sahen, brachen<br />

sie Zweige ab und banden drei zusammen. Nun gingen sie nach Hause.<br />

»Morgen will ich gehen,« sagte das Reh und schlief die Nacht noch im Hause<br />

des Bagadú. Am andern Morgen sagte der Bagadú: »Nimm die Mandiokazweige<br />

mit. Fálle Holz, und dann pflanze sie.« »Wenn sie gut gepflanzt sind,<br />

hast Du bald die Mandioka«, erklárte er. »Lebewohl!« sagte der Bagadú zum<br />

Reh. Es stieg aus dem Wasser heraus. »Wohlan, so geh!« »Ich kehre heirn*,<br />

sagte es. Doch legte es die Zweige auf einen Haufen zusammen am Ufer<br />

nieder; es wurde allein damit nicht fertig und kam auch erst spát am Abend<br />

nach seiner Wohnung. Bald kehrte es an den Ort zurück mit seinem Sohne<br />

und beide trugen die Zweige nach Hause. Sie ruhten sich eine Weile aus,<br />

dann fállten sie Holz im Kamp. (Eine grosse Dummheit in den Augen der<br />

Bakairí, über die herzlich gelacht wurde.) Die Mandioka gedeiht aber nicht<br />

im Kamp. Darum fállten sie nun Báume im Wald. Sie machten Feuer, brannten<br />

das Holz ab und pflanzten.<br />

Jetzt war das Reh Herr der Mandioka. Keri begegnete ihm und wollte<br />

davon haben. Denn der Beijú Keri's war bis dahin aus der roten Erde gewesen,<br />

die es am Salto des Paranatinga giebt. Aber ais die Beiden darüber<br />

sprachen, gerieten sie in Streit. Das Reh wollte die Mandioka nicht hergeben.<br />

Da wurde Keri bõse, packte das Reh am Hals und blies: da hatte es auf einmal<br />

sein Geweih. Keri aber lachte und rief: »So sieht der Herr der Mandioka<br />

aus*, nahm die Mandioka mit und schenkte sie den Frauen der Bakairí und<br />

zeigte ihnen, wie er vom Reh gelernt hatte, was sie machen mussten, damit<br />

sie nicht an dem Gift stürben. »Das Reh aber hat jetzt sein Geweih,<br />

frisst Blatter und nagt Rinde von den Zweigen.«<br />

Dem Reh hat man also, weil es Blatter und Rinde frisst, am ersten die<br />

Fáhigkeit zugetraut, das Gift aus der Mandioka zu entfernen. Antônio war fest<br />

überzeugt, dass das Reh die Behandlung der Mandioka genau gekannt und Keri<br />

gezeigt habe. Erst von Keri lernten es die Bakairífrauen.

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