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• M B - Brasiliana USP

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anstándigen Federschmuck. Alies, was von Instrumenten und Zierrat bei den<br />

Tánzern gebraucht worden war, tauschten wir gegen Messer ein.<br />

Allein unsere Stimmung war recht trüb und verzweifelt. Wie sollten wir eine<br />

ethnologische Sammlung heimbringen, wenn die Leute sich vor unserer Ankunft im<br />

Walde versteckten! Was würde Professor Bastian in Berlin sagen, wenn wir ihm zur<br />

Veranschaulichung der Schingú-Kultur nur so elenden Kram überbringen konnten,<br />

wie er in diesem ausgeráumten Flõtenhaus oder in diesen verlassenen Hütten noch<br />

mühsam aus irgend einem Winkel hervorgesucht werden musste! Die Nahuquá waren<br />

erst der zweite Stamm unserer Liste; wenn die übrigen sich ebenso benehmen<br />

wurden, wie sie, so war es mit den Ergebnissen unserer Expedition traurig bestellt.<br />

Was also thun? Wir durften nicht in zahlreicher Gesellschaft, die Furcht<br />

einflõsste, bei den Stámmen antreten und mussten um jeden Preis suchen, sie<br />

mit unserer Ankunft unvorbereitet zu überraschen. Ich entschied mich deshalb,<br />

die Nahuquá heimlich zu verlassen und nicht mit unseren Leuten, sondem mit<br />

zwei Bakairí in der Frühe des nãchsten Morgens allein zu den Mehinakú vorauszufahren.<br />

Mein Vetter und Ehrenreich blieben bei den Nahuquá zurück,<br />

um ihr Misstrauen mõglichst zu verscheuchen und die Untersuchungen zu vervollstándigen;<br />

die Nachrückenden sollten mir wenigstens zwei Tage Vorsprttng<br />

lassen. Wenn ich plõtzlich ais einzelner unter den Mehinakú erschien, so war<br />

doch wahrlich nicht anzunehmen, dass sich das ganze Dorf vor mir fürchtete und<br />

mit seiner Habe in den Wald flüchtete. So ging ich denn am Nachmittag zum<br />

Hafen zurück, wáhrend mein Vetter und Ehrenreich blieben.<br />

Bei Ehrenreich meldeten sich in jenen Tagen die ersten Vorboten des<br />

Fiebers; sie machten sich um so unangenehmer fühlbar, ais die Hitze ungewõhnlich<br />

stark war. Wilhelm hat mir über den weiteren Verlauf das Folgende berichtet.<br />

Nach meinem Weggehen wurde er auf den Platz hinausgeführt und dort<br />

coram publico gründlich darüber ausgeforscht, was aus mir geworden sei. Nach<br />

unserer Verabredung erwiderte er mit harmlosen Gesicht, ich habe Hunger gehabt<br />

und sei nach dem Hafen, Fische zu essen. Dieses Motiv leuchtete den Indianern<br />

ein und befriedigte sie; weniger angenehm war es ihnen, dass nicht auch er und<br />

Ehrenreich einen gleichen Hunger verspürten.<br />

Schon um 5 Uhr des nãchsten Morgens wurde Wilhelm durch eine lange<br />

Rede draussen geweckt, schlief aber wieder ein; um 6 Uhr erschien eine<br />

Ladung frischer Beijús. Ehrenreich photographierte, was Anfangs grossen Alarm<br />

erregte, aber über Erwarten gut verlief. Die Nahuquá, die sich des Lohnes der<br />

Perlen freuten, holten schliesslich selbst sogar Frauen aus dem Wald herbei, damit<br />

sie sich den Schmuck verdienten. Ein Alter, der am Stocke ging, überreichte<br />

Wilhelm ein Tõpfchen bitteren Salzes, dessen Zubereitung wir spáter bei den<br />

Mehinakú kennen lernten. Der alte Herr betrachtete das abscheulich schmeckende<br />

Zeug ais Delikatesse, denn er verfehlte nicht, mehrmals den Finger hineinzustecken<br />

und das Salz behaglich schmatzend abzulecken. Obenauf lagen ein paar<br />

Pfefferschõtchen, die homi genannt wurden.

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