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• M B - Brasiliana USP

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— 192 —<br />

Die Hüftschnur dient zu dem Zwecke, das Praeputium zu verlàngern. Der<br />

Penis wird aufwárts dem Leib angelegt und so unter die Hüftschnur geschoben,<br />

dass das oberste Stück des Praeputium abgeklemmt bleibt. Man halt den Jüngling<br />

zu diesem Verfahren an, wenn die ersten Erektionen eintreten. Er bemüht<br />

sich, die Prozedur Tagelang inne zu halten, und beseitigt das lástige Schamhaar.<br />

Die Trumaí hatten eine absonderliche Methode, die auch von andern brasilischen<br />

Stámmen berichtet wird. Sie banden das Praeputium vor der Glans mit<br />

einem meist mit Urukú rot gefárbten Baumwollfaden zusammen. Das Vorderende<br />

des Penis erschien wie ein Wurstzipfel. Sie hatten also im Dauerzustand das,<br />

was die Andern mit ihrer Hüftschnur nur vorübergehend hatten. Leider haben<br />

wir sie nicht unter normalen Verháltnissen in ihrem Dorfleben beobachten kõnnen.<br />

Ais wir sie auf der Flucht vor den Suyá in der Náhe der Aueto fanden, bemerkten<br />

wir den wunderlichen Faden nicht bei sàmtlichen Mãnnern, obwohl auch die nicht<br />

damit versehenen die durch den Gebrauch erzeugte<br />

Abschnürungsmarke am Praeputium erkennen liessen.<br />

Es wãre nicht unmõglich, dass sich die Leute vor<br />

den Aueto ein wenig genierten; wenigstens bekundeten<br />

die übrigen Stámme, wenn wir mit ihnen von den<br />

Trumaí redeten, stets ein ganz besonderes Vergnügen<br />

über den Wollfaden, den sie verspotteten<br />

und ebenso komisch fanden wie wir. Doch hatten<br />

wir die Gesellschaft ganz unter sich getroffen, und<br />

der Hauptgrund, nehme ich an, war die in der Notlage<br />

nur zur erklárliche Vernachlássigung des Aeussern.<br />

Auch bemerkten wir, dass es namentlich altere In-<br />

Abb. t7. Penisstulp der Bororó, dividuen waren, denen der Faden fehlte, wie auch<br />

die Aelteren betreffs der Tonsur am nachlássigsten<br />

sind. Bei ãlteren Mánnern, die den Faden trugen, sass er dem Scrotum unmittelbar<br />

auf, und waren auch die Konturen des Penis võllig verschwunden, sodass<br />

man nur ein zusammengeschnürtes Beutelchen erblickte. Und kaum anders war<br />

es, wenn sie keinen Faden trugen.<br />

Diese Folge dauernder Vergewaltigung trat nicht minder bei dem Stulp oder<br />

der Strohmanschette zu Tage, die keiner der Kulisehustámme trug, die ich aber hier<br />

mit anführen mõchte. Wir sahen die auch sonst in Brasilien nicht unbekannte<br />

Vorrichtung bei den Yuruna, den mit den oberen Stãmmen unbekannten Anwohnern<br />

des Mittel- und Unterlaufs, und in grósserem Format bei den Bororó<br />

des südlichen Matogrosso. Ein langer Streifen ziemlich sprõden gelben Palmstrohs<br />

wird gerollt und gefaltet, wie die Abbildung zeigt, sodass ein trichterfórmiger nach<br />

unten spitz zulaufender Stulp entsteht; das links abstehende Ende des Streifens<br />

in der Abbildung mõge man sich wegdenken, da der Stulp nur bei festlichen<br />

Gelegenheiten solch' eine mit roten Mustern bemalte Fahne trug. Sein Effekt<br />

ist genau wie der des Fadens: das Praeputium wird so hindurchgezogen, dass das

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