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• M B - Brasiliana USP

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— 4°° —<br />

auf der Stelle, wáhrend ein alter Háuptling in der Mitte sang und den Rasselkürbis<br />

wuchtig schüttelte. Wir Andern hielten uns die Hànde vor den Mund<br />

und brüllten ein dumpfes //, u . hinein und knickten taktgemáss in die Kniee.<br />

Da wir merkten, wie sehr die Bororó dadurch getrõstet wurden, liessen wir es<br />

an eifrigem Mitthun nicht fehlen. Unsere Schaar arbeitete im Dunkeln; nur zuweilen<br />

warf Einer ein wenig Stroh in's Feuer und die ernsten Gesichter wurden<br />

einen Augenblick grell beleuchtet. Das Tanzen dauerte eine halbe Stunde. Alsdann<br />

setzten wir uns nieder, rings um den alten Klapperer, der von der Anstrengung<br />

fürchterlich zitterte und in màchtigen Zügen Wasser schluckte; wir<br />

mussten ihm den Topf vor den Mund halten, da er sonst nicht zum Ziele gelangt<br />

wãre. Nun waren wir aber auch alie mit frischem Mut erfüllt, der ehrwürdige<br />

Greis verbreitete sich in halb singendem Tone weiter über den Gegenstand der<br />

Tagesordnung und unser grosser Chor antwortete je nachdem entzückt „ua/ána CÍ<br />

»sehr gut« oder grob lachend ,,hahahá" oder entschlossen drohend „uh . . -"<br />

Am Mittag des 3. April stand die patriotische Begeisterung wider den unsichtbaren<br />

Feind auf der Hõhe. Wir sassen beim Essen, ais plõtzlich 10 bis<br />

12 Bororó in wildem Ausputz herbeistürmten. Voran Moguyokuri, betrunken,<br />

das Gesicht erhitzt, in meiner türkischen Frauenjacke, bewaffnet, richtiger beladen,<br />

mit Bogen, Pfeilen, einem Maisstampfer und einer schweren Beilklinge ohne Griff,<br />

hinter ihm José Domingo, Gesicht und Leib berusst, einen schõnen, straussfedergeschmückten<br />

Bogen schwingend, um das rechte Handgelenk zum Schutz gegen<br />

die anprallende Sehne eine schwarze Haarschnur, an einem Riemen um den<br />

nackten Leib einen Schleppsàbel, und in ãhnlicher Kriegsbereitschaft der Rest der<br />

Helden — last not least der Idiot Dyapokuri. Dieser unglückselige Narr hatte<br />

sich auch über und über mit Russ beschmiert, um den pathologischen Schàdel<br />

hatte er wie ein Chinese den Zopf eine schwarze Haarschnur gewunden, auf dem<br />

Rücken hing ihm ein langes Küchenmesser und mit der Rechten wirbelte er einen<br />

Knüppel durch die Luft; einem Besessenen gleieh, unartikulierte Laute ausstossend,<br />

sprang er umher zum Gelàchter der Tischgesellschaft. Die schrecklichen Krieger<br />

zogen aus, die Fãhrten der Kayapó zu suchen. Bald schon kehrten sie zurück,<br />

sie hatten nichts Verdáchtiges gefunden, das thõrichte Volk schien Vernunft anzunehmen<br />

und die Episode beendet.<br />

Im Mãnnerhaus war man am Morgen sehr fleissig gewesen, den Nachmittag<br />

hindurch bis zum Abend bescháftigten sich ein Dutzend Bororó damit, ihren Geliebten<br />

für die Nacht Haupthaar, Gesicht und Leib festlich knallrot zu schminken,<br />

und draussen spielte sich, ais die Dunkelheit hereingebrochen war, wieder eine<br />

ganz anders geartete Szene ab. Ein etwa zweijàhriges Kind, das schon seit<br />

24 Stunden im Todeskampf lag und dessen Ende die Baris für heute vorausgesagt<br />

hatten, wurde vor die Hütte hinausgebracht. Die Mutter hielt es im<br />

Schooss, die Medizinmánner und Verwandten sassen ringsum und wehklagten.<br />

Hinter der Mutter hockte der Vater, eine Weile blieb er regungslos, dann — es<br />

machte gerade einer der Zuschauer Licht, um sich die Pfeife anzustecken

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