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• M B - Brasiliana USP

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kehrssprache ist ein wunderbares Bororó -Portugiesich. Das Bororó wiegt in den<br />

gewõhnlichen Scherzreden vor, d. h. es werden die für den Fali nõtigen Substantiva,<br />

deren den Brasiliern bekannte Zahl schon ziemlich gering ist, mit zwei<br />

Dutzend pronominalen, adjektivischen, adverbialen, auch ein paar verbalen Ausdrücken<br />

in stereotyper Gleichmàssigkeit verbunden, und die Eingeborenen selbst,<br />

namentlich die Frauen, passen sich diesem »Pidgeon-Bororó« auch in ihrem<br />

Sprechen bereitwillig an. Hauptperson ist der Háuptling Arateba im Zustande<br />

chronischer Betrunkenheit; diesem oder jenem wird ein Teller mit Resten überlassen.<br />

Das ewig Weibliche dràngt sich sehr in den Vordergrund; die Freundinnen<br />

der Herren bekommen auch ihre Teller und je lauter und ungezwungener sie<br />

sich benehmen, desto heiterer ist die allgemeine Stimmung.<br />

Heute drángte sich plõtzlich mit põbelhaftem Schimpfen die jüngere der beiden<br />

Gattinnen Moguyokuri's herein, eine grosse starkknochige Frau, die alie Kleidung<br />

zu verachten scheint. Sie hatte ein Bündel Mandiokawurzeln in der Hand und<br />

schleuderte sie wütend Eliseo vor die Füsse. War uns doch heute schon im<br />

Mánnerhaus das allgemeine Mandiokabraten aufgefallen; die Pflanzung war wieder<br />

einmal vor der Zeit der noch dünnen Wurzelstengel beraubt worden. Moguyokuri^<br />

Xanthippe war anscheinend mit Unrecht des Diebstahls bezichtigt worden;<br />

andere hatten ihr die Mandioka gegeben. Der Zank nahm immer grõssere Dimensionen<br />

an und wàhrte bis zum Abend. Es standen sich zwei feindliche Parteien<br />

unter den Frauen gegenüber. Den meisten Làrm machte »Maria«, Arateba^<br />

Schwester, die überhaupt von allen Indianerinnen die bedeutendste Rolle<br />

spielte. Maria war Duarte's Geliebte gewesen, man munkelte davon, dass er sie<br />

mit Reitkleid und Federhut ausgestattet habe; jedenfalls lief sie jetzt nur in ihrer<br />

Nationaltracht umher, eine kleine stramme, gewandte und nach unseren Begriffen<br />

màssig hübsche Person mit funkelnden Augen.<br />

Ais das Gezánk im Innern einer Hütte seine Hõhe erreicht hatte, sollte es<br />

durch eine Art Ringkampf ausgefochten werden. Man stürmte auf den Platz<br />

hinaus; Xantippe schien die Unparteiische zu sein. Unter lebhaften Reden und<br />

Geberden stellte sie drei Weiber auf die eine Seite und Maria ihnen allein gegenüber.<br />

Eine der drei sprang mit einem màchtigen Satz vor, Maria ihr entgegen.<br />

Sie fassten sich um den Leib und ein wildes Ringen begann. Aber schon in<br />

wenigen Sekunden bildeten sie den Mittelpunkt eines dieken Knáuels von Neugierigen<br />

und Mitkámpfenden, eines Knàuels, der sich wieder inmitten und mit<br />

einer grõsseren, loseren Menschenmasse den Háusern entlang wãlzte; es war ein<br />

tolles Schieben und Drángen, die Mánner lachend, springend, ausser sich vor<br />

Vergnügen, die Frauen um die Wette heulend, wáhrend die beiden Gegnerinnen<br />

sich fest umschlungen und in den Haaren gepackt hielten. Endlich riss man sie<br />

auseinander, doch das Wortgezeter begann um so heftiger, indem stets Mehrere<br />

gegen Mehrere anschrieen. Besonders eine Alte übertõnte Alies mit ihrer<br />

gellenden Stimme. Caldas, der mit Schmerzen sah, dass seiner ebenfalls beteiligten<br />

Zeltgenossin die Brust zerkratzt wurde, drãngte den grossen Hàuptlino-

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