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• M B - Brasiliana USP

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— 5°° —<br />

Die Bedeutung ist unklar; wahrscheinlich stellen die Quadrate die Knochenkõrbe<br />

und der Kreis den Schãdel dar.<br />

Die Madchen im Ranchão wurden im Gesicht mit den Bildern des Rindengürtels<br />

und der Bastbinde bemalt, ebenso wie ein Teil der Schwirrhõlzer: derselbe<br />

Querstreifen über die Stirn und Schlãfe, die Augen einschliessend und den<br />

Oberteil der Stirn freilassend, und dieselben Dreiecke auf den Wangen, jederseits<br />

eines. Nur wurde diese Malerei, vgl. Seite 477, mit dem frõhlicheren<br />

Urukúrot ausgeführt. Die Leute hatten sich eines Tages den Scherz gemacht,<br />

auch uns eine kleine Bemalung im Gesicht angedeihen zu lassen, die uns begegnenden<br />

Madchen hatten grossen Spass daran und riefen, was uns damals ràtselhaft<br />

war, „aídye" »Schwirrhólzer«. Sie setzten auch noch ein paar Dreieckchen<br />

hinzu, indem sie von einem geschminkten Bororó, der dabei stand, die Farbe<br />

abtupften. — Rotgestreift wurden endlich die Fahnen der Feststulpe, vgl. Seite 192,<br />

Abb. 17.<br />

Die Bleistiftzeichnungen der Bororó, vgl. Tafel 18 und 19, habe ich<br />

Seite 249 ff. im Zusammenhang mit denen der Kulisehuindianer besprochen.<br />

Auch ihre Sandzeichnungen sind dort Seite 248, 249 beschrieben. Mit<br />

besonderer Vorliebe wurde ein Indianer, durch ein riesiges Membrum virile gekennzeichnet,<br />

auf der Tapirjagd dargestelllt, wie er den Pfeil abschoss. Auch<br />

sahen wir einen Vaqueano, der den Lasso warf. Am schõnsten aber war das<br />

schimmernde Jaguargemãlde. Wilhelms Zeichnungen erregten stets lebhaftes<br />

Interesse. Abends hatten wir õfter Besuch, der sie genauer studierte und neue<br />

Aufgaben stellte; Einer wünschte ein Bild seines Fingernagels zu sehen, ein<br />

Anderer fing eine Motte zur Vorlage und dergleichen mehr. Sie verstanden<br />

auch die landschaftliche Darstellung und erkannten einen bestimmten Baum bei<br />

einer Hütte, den Wilhelm in grõsserem Massstabe gezeichnet hatte.<br />

Recht und Heirat, Der Háuptling befiehlt im Krieg und sagt im Frieden<br />

die Jagd an, wie er am Kulisehu für die Pflanzung sorgte. Sonst ist sein Amt ohne<br />

Bedeutung; es ist erblich. Die Brasilier suchten seine Stellung mõglichst zu<br />

befestigen, damit sie sich an eine bestimmte Person halten konnten, allein ein<br />

Ansehen, wie es Moguyokuri besass, war nach dem, was Clemente angab, ein<br />

künstlich gesteigertes. In Wirklichkeit war der Posten eines Medizinmannes<br />

weit besser; denn wenn die Brasilier den Háuptling in erster Linie mit Geschenken<br />

bedachten, so sah sich der Bari in der angenehmen Lage, für seine<br />

Einsegnungen jederzeit das Beste zu erhalten. Es war freilich auch ein anstrengendes<br />

Klappern, das zu seinem Handwerk gehõrte.<br />

Soviel ich die Dinge begriffen habe, teilte sich der Stamm in zwei grosse<br />

Klassen: die der Familienhütten und die des Mànnerhauses. Jene begriff die<br />

ãlteren Familienvãter, die in geregeltem Ehestande lebten, diese die Junggesellen,<br />

die sich Madchen einfingen und sie in kleineren Gruppen gemeinschaftlich besassen.<br />

Der Frauenraub, der sich von Stamm zu Stamm abspielt, erfolgte hier<br />

innerhalb des Stammes. Nur ein Teil der Stammesgenossen war im Dauerbesitz

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