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• M B - Brasiliana USP

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— 59<br />

Krbin. Ihr Oheim Tumayaua war nur interimistisches Oberhaupt, er hatte mir,<br />

wenn ich dem sehr ernst gemeinten Yorschlag Faleko's gefolgt ware und seine<br />

Nichte geheiratet hatte, die Regierung abtreten müssen. Ich kann mir noch<br />

heute nicht verhchlen, dass, um von der ausgezeichneten Partie, mit der keine<br />

hõhcren Ansprüche an Toilettenaufwand ais eine Schnur Glasperlen und ein Stück<br />

Kindenbast von der Gro-sc eines kleinen Menschenohres verbunden waren, ganz<br />

abzusehen, eine bessere Gelegenheit, die Ethnologie des Kulisehu kennen zu lernen,<br />

kaum zu erdenken war. Von den übrigen Frauen bekam ich wenig zu sehen, mit<br />

Ausnahme etwa der Egypterin*, die auch vom zweiten Dorf herüberkam, eine<br />

lange habgierige Person mit egyptischem Profil und mandelfõrmigen Augen (Tafel 5<br />

die zweite von.rechts).<br />

Ich hielt mich die beiden ersten Tage bescheidentlich zurück, um die Leutchen<br />

nicht zu ángstigcn, ich merkte auch, dass einer der Mánner fa-t immer zum<br />

Ehrendienst bei mir abkommandirt und so eine \rt Dujour cingerichtet war;<br />

ais ich in der ersten Nacht nach der Yerabschiedung noch bei Liclit einige Zeit<br />

aufbleiben und mein Tagebuch führen wollte, erscliien der alte Paleko an der<br />

Thüre und bat mich ebenso hõflich wie dringend, zu schlafen und die Kerze aus<br />

zublasen. Meine Diskretion trug gute Früchtc, bald holte man mich in die beiden<br />

grossen Hàuser: in dem einen waren Paleko und die Zukünftige, in dem andern<br />

Tumayaua und Tochter die Hauptbewohner. Man nahm mich mit hinaus zum<br />

Fischen, zum Stapellauf des nenen Kanus u. dergl., und Alies hatte nicht besser<br />

sein kõnnen, wenn ich nicht bei der gastfreundlichen, aber fur mich durchaus<br />

unzulànglichen Bewirtung an chronischem Hunger gelitten hatte. Ich musste mir<br />

durch starkes Rauchen zu helfen suchen und leistete darin das Menschenmõgliclie,<br />

wáhrend die Indianer sich diesem Genuss fast nur in unserm allabendlichen Tabakkollegium<br />

auf dem Platz draussen, den vergnügtcsten Stunden des lages, dann<br />

aber auch in corpore und mit grossem Fifer hingaben.<br />

Mein Háuschen hatte zur Zeit der Festo ais Tanzhaus gedicnt, k/.ato-éti*<br />

oder «Flõtenhaus*. Zwei Rohrflõten in einem Futteral aus Burití-Palmstroh an der<br />

Wand hángend, waren die einzigen Reste der vergangenen Herrlichkeit. Doch<br />

war es für mich besser so; denn die Frauen, die in dieser Ruine frei aus- und<br />

eingingen, dürfen das Flõtenhaus der Mánner niemals betreten. Fs war 7 Schritt<br />

breit, 9 1 /» lang, die 2 1 /» Schritt auseinander stehenden Hauptpfosten inmitten,<br />

die das Dach stützten, waren 4 l /j m hoch. Oben blieb in dem Strohdach eine<br />

1 m breite und 3"/* m lange Luke frei. Ein paar Fischreusen standen in einer<br />

Ecke, sonst gab es nichts ais die zwei Pfosten, von deren einem ich die Hãngematte<br />

zur Wand hinübergespannt hatte. Ausser meiner Ehrenwache hatte ich<br />

noch die Gesellschaft eines Japú (Cassicus), der mir wie ein grüner tropischer<br />

Hans Huckebein vorkam; er durfte nur oben in den Sparren der Rauchluke<br />

sitzen und wurde, wenn er plõtzlich herunterschoss und wie ein wildes Tier<br />

zwischen uns umherjagte, schleunigst wieder auf seinen Beobachtungsposten verçcheucht,<br />

wo er, den Kopf neugierig geneigt und den Schnabel offen, herabschaute.

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