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• M B - Brasiliana USP

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Was die Mutter selb-t betrifft, so i-t sie aus einem, richtiger zu einem<br />

Maisstampfer, der aus Pikíholz geschnitzt war, hinzugemacht worden, und damit<br />

sollte in der klaren Analogie zum Ursprung der Mánner aus Pfeilen die rein<br />

menschliche Auffa —ung ihre- We-ens genügend gewáhrlei-tet sein. Wer aber<br />

in ihr trotzdem eine Personifikation z. B. der Morgendammcrung erblicken will,<br />

aus der die Sonne hervorbricht, der aus-ert damit meine- Erachtens einen vortrcfflichen<br />

Gedanken, dem nur der Fehler anhaftet, dass er ihn und nicht der<br />

Indianer ihn gehabt hat. Gern will ich aber zur Mythenbildung über den Mythus<br />

bcitragcn: e- wurden fünf Maisstampfer belebt, zwei der so hervorgezauberten<br />

Frauen wollten nicht arbeiten und wurden -ofort getõtet, wáhrend die zukünftige<br />

Mutter der Zwillinge eine der fleissigen war; hier ist abo der Flciss personifiziert<br />

und der Fleiss hat die náchste Bcziehung, die man nur verlangen kann, zur<br />

Morgendammcrung, wo er sich schon kráftig regt, wenn die Faulheit noch schlãft.<br />

Die Morgendammerung verschwindet in dem Licht des Tages und deshalb<br />

wird erklárt, stirbt die Mutter der Kulturheroen. Ich finde es sehr grausam,<br />

dass die Mutter nicht ais Abenddámmerung wieder lebendig wird. Doch muss<br />

ich anerkenncn, dieser in den amerikanischen Schopfungssagen oft beobachtete<br />

Zug vom Tode der Mutter trifft allerdings auch hier zu. Und da ist es freilich<br />

mit meiner schõnen Erklárung vom Fleiss nichts, denn der sollte mit dem anbrechenden<br />

Tage erst recht zum vollen Leben erwachen. So glaube ich, ist es<br />

besser, auf die Allgemeinheit jenes Schicksals der Mutter keinen allzu hohen<br />

Wert zu legen — es stirbt sich in den Mythen überhaupt sehr leicht — - sondem<br />

in jedem einzelnen Fali zu prüfen, wie weit der Tod den Zwecken des Erzáhler<br />

s fõrderlich ist. In unserm Fali ist sowohl der Tod selbst ais Motiv für<br />

die Fortsetzung der Geschichte ais auch die Art, wie er mit der Geburt kombiniert<br />

wird, sehr nützlich. Die Mutter wird von der Schwiegermutter getõtet,<br />

weil sie ais eine Bakairí gilt und die Schwiegermutter und ihr Stamm mit den<br />

Bakairí verfeindet waren und ihrer mõglichst viele auffrassen. An ihr ráchen<br />

sich Keri und Kame, auch sie wird getõtet und indem sie verbrannt wird,<br />

entstehen die Magelhães'schen Wolken; dieses Feuer spielt auch wieder eine<br />

wichtige Rolle für die Entwicklung der Helden. Dann aber wurden Keri und<br />

Kame aus der toten Mutter herausgeschnitten, und das ist doch ein Umstand,<br />

der eine auffalligere Beziehung aufweist zu der wunderbaren, für die Mutter<br />

freilich verhángnisvollen Geburt zweier grossen Medizinmánner, die bald so<br />

Vieles leisten, ais zu dem Tod der personifizierten Morgendammerung! Die<br />

Morgendammerung wird übrigens wie die Sonne ais Federn betrachtet, die der<br />

Geier herbeibringt, um nicht die Sonne selbst hergeben zu müssen.<br />

Wollten wir die Legenden doch mehr nehmen ais das, was sie dem Indianer<br />

selbst sind, denn ais das, was sie uns sein konnten, was sie im Aufschwung<br />

einer hõheren, die kindlichen Ursprünge mit tausend Arabesken ausschmückenden<br />

Kultur, wie ich gewiss zugebe, auch jenem werden konnten. Der<br />

Indianer denkt sich die Sonne ais einen Federball — und das thuen nicht nur

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