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• M B - Brasiliana USP

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Leute — unregelma-ssig bemalt mit menschlichen Figuren und Fischwirbelsaulen.<br />

Man trommelte bei Fosten auf diesem Ricseninstrument mit dieken Holzknüppeln,<br />

àhnlich den Mandiokastampfern.<br />

Drinnen gab es schõne Masken und eine neue Form des Tanzanzuges; zwei<br />

gewaltigc Krinolincn von 10 m Umfang mit Stroh bedeckt, kleinen Hutten vergleichbar,<br />

koálu, die der Tanzor an einem Ring auf der Schulter trug. Bald war<br />

ein schwungvoller Tauschhandel überall im Gangc. Wir erhielten schõnen Federschmuck,<br />

Kronen aus Ararafedern, die auf der einen Seite lichtblau, auf der<br />

andern gelb sind, zierliche Matten, in denen sie aufbewahrt werden, schwarzgelbe<br />

Rohrdiademc, wie deren Luchu auf Tafel 6 eins tr.i-t. andere mit strahlcnfõrmigen<br />

Spitzcn, grosse Pansflõten, ein mit Zeichnungen verzieite- Ruder, Spinnwirtel<br />

der einfachsten Art: aus Topfscherben herge-tellte Scheiben, und eine<br />

Menge merkwürdiger zilinderfórmiger Hõlzer, die mit Ornamenten bedeckt waren<br />

und bei Festen auf dem Rücken getragen wurden. Dann aber kam in dem<br />

Gerat dieser dritten Bakairí deutlich zum Ausdruck, dass wir uns bei dem den<br />

übrigen Kulischu-Indianern nàchst wohnenden Teil des Stammes befanden; es<br />

war vielerlei Importwaare vorhanden und wurde hier auch ais solche bezeichnet.<br />

Die Bakairí machen selbst keine Tõpfe und haben selbst keinen Ort, an dem<br />

sie sich die Steine für die Steinbeile holen konnten, hier aber sagte man uns<br />

auch sofort, dass die Tõpfe von den Mehinakú und die Steinbeile von den Trumaí<br />

stammten. Unter den Tõpfen war einer in Schildkrõtenform, der ein wahres<br />

Meisterwerk der primitiven Plastik darstellte, an dem Kopf, Schwanz und Fusse,<br />

sowie die Schildzeichnung auf das Herrlichste ausgefúhrt waren. Von den Anote<br />

fanden wir eine halbzerbrochene Thonpuppe, von den Mehinakú herrührend auch<br />

Knáuel feingesponnener Baumwolle, von den Trumaí und Suya zierliche Federhauben.<br />

Aus unserm eigenen Besitz von 18S4 entdeckten wir zwei Eisenmeissel,<br />

Teile eines Ladestockes, die auf Steinen zugeschliffen waren.<br />

In hõchsteigener Person trafen wir einen Nahuquá; leider war der Mensch<br />

sichtlich idiotisch und konnte meinen Zwecken wenig bieten. Es ist seltsam,<br />

dass dieses keine vereinzelte Krscheinuug ist: die Kustenaú von 1884 hatten einen<br />

versimpelten Bakairí unter sich, die Yuruna desgleichen einen Arara-Indianer mit<br />

ausgesprochenem Schwachsinn, und Aehnliches glaube ich, noch õfter bemerkt zu<br />

haben. Werden die Leute dumm in der neuen Umgebung oder überlásst man<br />

dem Nachbar nur die dummen Exemplare zur Nutzniessung?<br />

In dem Flõtenhause wurden anthropologische Messungen und photographische<br />

Aufnahmen gegen Yergütung in Perlen ausgeführt. In diesem Dorf gab es einen<br />

ausgesprochen semitischen Typus, von dem Tafel 13 ein klassisches Beispiel<br />

darstellt. Die Leute liessen sich Alies gefallen und nannten den Tasterzirkel<br />

núna «Mond*. Nur Einer war entrüstet, ais ich ihm, nachdem ihn Ehrenreich<br />

von Kopf bis zu Fuss in allen Richtungen gemessen hatte, die Gebühr von drei<br />

schõnen, dieken Perlen überreichte. Er wollte so viel Perlen haben, ais Messungen<br />

an ihm vorgenommen waren, er wiederholte mit lebhaftem Geberdenspiel und

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