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• M B - Brasiliana USP

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— 297 —<br />

vor Beraubung alie beweglichen Geráte und Schmucksachen vor uns vcrbarg.<br />

Hatten die Leute erst Zutrauen zu uns gewonnen, so überlicssen -ie uns ihre<br />

Ma-ken ohne jeden An-tand und fertigten neue auf Bcstellung. Sie wurden uns<br />

demonstriert mit Scherzen und Lachen wie hubsches Spielzeug.<br />

Bei den zahmen Bakairí am Paranatinga und Rio Xovo pflegt da- Hauptfe-t<br />

im April stattzufinden. Ich, mit meinen zivilisierten Yorstcllungen, fahndcte auf<br />

die blce eines Dankfestes und dachte an die Moglichkeit, dass jene- zur l.rntezeit<br />

abgehaltene Fest irgendwie irgendwelchen freundlichen Machten, die ab Spender<br />

des Guten galtcn, zu Lob und Preis gefciert werde. Ich suchte abo von Antônio<br />

herauszubekommcn, ob sich dergleichen fe-t-tellen lasse. Antônio blieb aber meiner<br />

Suggestion unzugánglich; »wir feiern das Fest um die Zeit der Ernte,« erklarte<br />

er, »weil wir dann etwas zu feiern haben; in der Trockenzeit mu-sen wir sparen,<br />

in der Regenzeit würde alies verschimmeln.* Materiell, aber verstándlich *).<br />

Nach Aliem, was uns von den Eingeborenen über die Feste crzáhlt wurde,<br />

kam es ihnen in erster Linie auf ein nach ihren Begriffen schwelgerisches Schmausund<br />

Trinkgelage an. Die Bakairí-Legende schildert uns in gleichem Sinn die<br />

Entstehung. Kame, der Stammvater der Arinosstámme, hat das erste Flõtenhaus<br />

erbaut, die erste Flõte geschnitzt, seine Freunde zum Tanz eingeladen und mit<br />

Stárkekleister bewirtet. Keri, der Stammvater der Bakairí, der mit Kame im<br />

Erfinden eifrigst konkurriertc, lud seinerseits Kame zum Tanze ein; die Legende<br />

berichtet uns, auf welche Art das Fest sich vollzog, und nennt ais die Erfindung<br />

Keri's das Makanari und den Imeo, die Strohanzüge ohne Gesichtsmasken, aber<br />

mit charakterisierenden, teilweise vermummenden Kopfaufsátzen.<br />

»Auch Keri rief die Seinen herbei. Gegen Abend gingen -ie tanzen auf<br />

dem Dorfplatz. Darauf holte Keri vom Hause Pogu zu trinken. Sogleich darauf<br />

flochten sie Makanari. Keri rief Kame. Viele Leute kamen und Keri war<br />

Herr des Tanzes. Sie tanzten den ganzen Tag. Gegen Abend ruhten sie aus.<br />

Nach Dunkelwerden tanzten sie die ganze Nacht. Früh Morgens gingen sie am<br />

Flusse baden. Nach dem Bad kamen sie zum Flõtenhaus. Sie begannen mit<br />

dem Imeo und tanzten den ganzen Tag. Ebenso tanzten sie die ganze Xacht. —<br />

Darauf war das Fest zu Ende.»<br />

Ein beachtenswerter Zug der Legende ist der Umstand, dass sich die<br />

verschiedenen Stámme zum Tanzfest vereinigten. Es ist allgemein Sitte,<br />

dass sich die Dorfer zu den grossen Festen gegenseitig einladen. Auch nachbarlich<br />

befreundete Stãmme entsenden zahlreiche Teilnehmer. Ab wir 1884 mit<br />

den vereinigten Trumaí und Kamayurá (vgl. Seite 118) zusammentrafen, hatten<br />

die beiden Stámme gerade ein gemeinsames Fest gefeiert.<br />

Einmal versteht man unter diesen Umstànden, dass ein Austausch und eine<br />

Ausgleichung zwischen den Bràuchen und Tanzgeráten der Stámme stattfindet.<br />

<strong>•</strong>) «Meisteus giebt ein Uebertluss an Vorráten für die Getranke Veranlassung zum Feste,«<br />

sagt Martius; «ivo aber die eviropjrsehe Gesittung sich Geltung verschafft hat und Christen neben<br />

den Indianern wohnen, da wird wohl auch der Tag eines Heiligen dafür gewãhlt.»

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