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• M B - Brasiliana USP

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'— 360 —<br />

sind die Lõcher einer grossen Flõte. Der Canopus hatte keinen Namen. Das<br />

südliche Kreuz war eine Vogelschlinge an einer Gerte und die beiden grossen<br />

Sterne des Centaur stellten zwei dazu gehõrige Stõckchen dar. Mit der Schlingc<br />

war ein Mutum cavallo (Crax) gefangen worden, den man in einer dunkeln Stelle<br />

der Milchstrasse nahebei erkennt; wieder lõst eine Anregung die andere aus und<br />

das Eine und das Andere bestátigen sich gegenseitig. Auch steht nicht fern,<br />

ungefáhr den Sternen der Fliegenden Fische und der Argo entsprechend, ein<br />

Sokko-Reiher mit einem Kõrbchen voller Fischchen: Lambaré, Trahira, Jejum.<br />

Der Skorpion ist ein Tragnetz für Kinder.<br />

Weitaus die meiste Aufmerksamkeit hatte entschieden die Milchstrasse<br />

mit ihren lichten und dunklen Teilen erregt und sie scheint geradezu neben<br />

Sonne und Mond die Hauptmasse des Rohstoffs für die ganze Sagenbildung geliefert<br />

zu haben. Wáhrend die Sterne Kõrner, Lõcher, Netzknoten, Pflõcke und<br />

Pfostenenden sind, erscheinen hier auch Tiergestalten wie das erwáhnte<br />

Mutunghuhn und der Sokkoreiher. Die Milchstrasse selbst ist ein máchtiger<br />

Trommelbaum, der am Boden liegt, »so wie der im dritten Dorf am Kulisehu*,<br />

auf dem auch oben zum Fest getrommelt wurde; seine Wurzeln sieht man<br />

im Süden auseinanderlaufen. Keri und Kame, die beiden Kulturheroen, von<br />

denen die Bakairí ihre Festtánze gelernt haben, vollbrachten alie ihre Jugendthaten,<br />

die uns noch bescháftigen werden, in der Náhe dieses »Sata«-Baumes.<br />

Im Zenith befindet sich das dunkle Loch, das man nur in den klarsten Náchten<br />

sieht, wo der Kõnigsgeier, der den Federball der Sonne in den Klauen trug,<br />

hervorkam, durch das auch der von Christus bewirtete Medizinmann (vgl. S. 346)<br />

wieder zur Erde flog. Die sternleere Stelle im Osten des Kreuzes, der Kohlensack,<br />

ist das Loch, das Keri und Kame gegraben haben, um zuzuschauen, wie<br />

ihre tote Grossmutter Mero verbrannt wurde. Sie hatten das Feuer — man<br />

sieht es noch jetzt in der grossen Magelhães'sehen Wolke — selbst angelegt,<br />

wáhrend ein anderes, die kleine Magelhães'sche Wolke, durch ihre Unvorsichtigkeit<br />

entstand, wie ich náher angeben werde. Namentlich Keri ist der Held<br />

aller der Geschichten, er hat den Mutung mit der Vogelschlinge gefangen, er hat<br />

den Kõnigsgeier des Sonnenballs beraubt, indem er die Gestalt eines Tapirs<br />

annahm, dessen dunkle Formen man noch jetzt in dem Argo-Teil der Milchstrasse<br />

deutlich unterscheidet. Neben dem Tapir erblickt man ferner einen<br />

Jaguar und einen Ameisenbàr der Sage. Man braucht in der That nicht<br />

Indianer zu sein, um die Tiere zu bemerken; besonders den Tapir habe auch<br />

ich genau wiedererkannt.<br />

Dass der Eingeborene dort oben ganz vorwiegend Tiere sieht, geschieht<br />

aus demselben Grunde, weshalb er sie hier unten in allen mõglichen Dingen sieht,<br />

die ihn nur durch irgend ein kleines Merkmal an irgend ein Tier erinnern; er<br />

kann gar nicht anders, weil er hauptsáchlich nach seinen Jãgerinteressen apperzi- '<br />

piert. Dass die Tiere und Dinge am Himmel ein anderes Aussehen haben ais<br />

die Originale auf Erden, nach denen sie bestimmt sind, ist ihm aber nicht ent-

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