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• M B - Brasiliana USP

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- i56 -<br />

anderes übrig ais zunáchst die sprachlichen Verwandtschaften festzustcllen.<br />

Man braucht sie mit Blutverwandtschaften nicht zu verwechseln. Allein unter den<br />

kleinen einfachen Verháltnissen, um die es sich hier handelt, decken sich Sprachverwandtschaft<br />

und Blutverwandtschaft weit mehr ais bei hõher zivilisierten Võlkern,<br />

die eine durch die Schrift zu festem Gepráge ausgestaltete Sprache besitzen.<br />

Wenn in eine dieser Familiengemeinschaften ein paar fremde Individuen eintreten,<br />

so werden sie, das ist ohne Weiteres zuzugeben, eine Kreuzung veranlassen,<br />

die durch das Studium der Sprache nicht verraten wird. Aber Vermischungen<br />

in grõsserem Umfang verándern auch die Sprache gewaltig. Die<br />

fremden Frauen, die Mutter werden, üben einen Einíiuss auf die Sprache der<br />

Kinder aus, der z. B. in dem Inselkaraibischen handgreiflich hervortritt. Die<br />

Kinder der Karaibenmánner und Aruakfrauen sprachen keineswegs karaibisch, wie<br />

die jungen Mulatten in Brasilien portugiesisch sprechen, sondem redeten eine neue<br />

Sprache, die wichtige grammatikalische Elemente und lautliche Besonderheiten von<br />

den Müttern aufgenommen hatte. Das ist auch wenig wunderbar, denn die Kulturunterschiede<br />

zwischen den beiden Stámmen waren nicht wesentlich, die Zahl der<br />

fremden Frauen war gross und diese brachten alie lokale Tradition, da die erobernden<br />

Mãnner von aussen kamen, mit in die Ehe. Die Kinder waren genõtigt,<br />

sich sowohl für den Sprachstoff nach Vater- und Mutterseite hin auszugleichen,<br />

ais auch zwischen den von hier und dort gebotenen Práfixen oder Suffixen, die<br />

für die Veránderung der Wortwurzeln durch den Einfluss auf den Stammanlaut<br />

oder den Stammauslaut von entscheidender Bedeutung sind, eine Auswahl zu<br />

treffen, und erfuhren die noch durch keine Schulmeisterkultur gezáhmte, sondem<br />

in freiem Leben thátige. Wechselwirkung der bisher bei den zwei elterlichen<br />

Stámmen geltenden Lautgesetze. Bei diesen Naturvõlkern wird im Groben das<br />

Mass der sprachlichen Differenzierung auch das Mass der anthropologischen<br />

Differenzierung sein.<br />

Wenn wir uns nach den Sprachverwandtschaften der Kulisehu -»Stámme«<br />

umsehen und dadurch eine Reduktion der Liste gewinnen wollten, so müssen<br />

wir einen Augenblick bei den im übrigen Brasilien vorkommenden Hnguistischen<br />

Gruppen verweilen.<br />

Es giebt noch zahlreiche einzelne Stámme, die, sei es, dass ihre Sprachverwandten<br />

nicht mehr leben, sei es, dass wir sie nicht kennen, isolierte Sprachen<br />

reden. Hierher haben wir vorláufig, um sie gleich aus dem Wege zu ráumen,<br />

die Trumaí zu rechnen. Es ist mir nicht gelungen, sie irgendwo in der Nàhe<br />

oder in der Ferne unterzubringen. Sie haben eine Menge Kulturwõrter von ihren<br />

Nachbarn, den Kamayurá und Aueto entlehnt, aber der Kern und das Wesen<br />

des Idioms ist eigenartig und andern Ursprungs, wie auch der leibliche Typus von<br />

allen Kulisehu-Stámmen abweicht.<br />

Von den Kordilleren bis zum Atlantischen Ozean, vom La Plata bis zu den<br />

Antillen sind vier grosse Sprachfamihen verbreitet: Tapuya, Tupi, Karaiben<br />

und Nu-Aruak.

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