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• M B - Brasiliana USP

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machen, er wird damit in die Reihe der heiratsfahigcn Manncr auígcnomr<br />

imenc<br />

Haben unsere Naturvólker sich nun fur die entgegenge-etzle Mcthode entschieden,<br />

so kõnnen -ie dabei nicht von einem entgcgengesetzten Motiv, das un-innig ware,<br />

geleitet worden -ein. Aber wohl darf man sich fragen, ob ihre Mcthode nicht<br />

nur scheinbar cntgegengc-etzt i-t, ob sie nicht in Wirklichkcit da-elbe erreicht?<br />

Nicht das, die Ocffnung erweitert würde; es liegt vielmehr eine gymna-tische<br />

behandlung dor Phimose vor anstatt einer operativen. Dehnen sie denn nicht<br />

die Haut, die die Andern zerschneiden 1 Schaffen sie nicht Raum innen, wo ihn<br />

die Andern nach aussen schaffen? Am wenigsten kann dies für das Abklcmmen<br />

dos Praeputium- inittols der Hüftschnur bezweifelt werden, was, wie bereits erwahnt,<br />

die álteste Form zu sein scheint, da sich die Hüftschnur überall erhalten<br />

hat. Mit dem Stulp wurde die Haut stark vorge/errt. Bei Jünglingcn zeigte sie<br />

sich hauíig u und und abgeschürft. Der Europaer las-t zu enge Schuhe vom<br />

Schuster auf den I.eisten schlagen, im innern Brasilien aber, wo man nur fertige<br />

importierte Waare kauft, findet ein Mann der guten (iosoll-chaft gar nichts darin,<br />

in Lackschuhen zu erscheinen, die er sich mit ein paar fe-ton Schnittcn erweitert<br />

hat. Sein Messer verhàlt sich zum Leisten, wie der bcschneidende Splitter oder<br />

Dom zur Hüftschnur.<br />

Eins haben der feine Brasilier und der Furopaer in diesem Fali gemoin-am,<br />

sie schamen sich schon beide mehr oder minder, barfuss zu erscheinen. Vielleicht<br />

kommt auch einmal die Zeit, wo vollkommene Menschen glauben, die<br />

Schuhe seien erfunden, weil o- ein Erbgut unseres Geschlechts gewesen sei, sich<br />

der nackten Fussc zu schamen.<br />

Nicht einmal die wirklichen Anzüge, die un-ere Indianer haben — sie sind<br />

aus Palmstroh geflochten, mit Aermeln und Hosen au-gestattet und dienen zur<br />

Vermummung bei Tanzfesten — lassen sich zu Gunsten des Ur-prungs au- dem<br />

Schamgefühl verwerten: an ihnen werden die Geschlecht^teile gross und deutlich<br />

aussen angebracht. Ich vermag nicht zu glauben, dass ein Schamgefühl, das den<br />

unbekleideten Indianern entschieden fehlt, bei andern Menschen ein primáres Gefühl<br />

sein kõnne, sondem nehme an, dass es sich erst entwickelte, ais man die Teile<br />

schon verhüllte, und dass man die Blõsse der Frauen den Blicken erst entzog,<br />

ais unter vielleicht nur sehr wenig komplizierteren wirtschaftlichen und sozialen<br />

Yerhàltnissen mit regerem Yerkehrsleben der Wert des in die Ehe ausgelieferten<br />

Mádchens hõher gestiegen war ais er noch bei den gros-en Familien am Schingú<br />

galt. Auch bin ich der Meinung, dass wir uns die Erklárung schwerer machen<br />

ais sie ist, indem wir uns theoretisch ein grõsseres Schamgefühl zulegen ais wir<br />

praktisch haben.

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